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Gewässerbeschreibung Loiter Au / Füsinger Au

Letzte Änderung: 6. Mai 2016

Kanufahren auf der Loiter Au / Füsinger Au nach oben

Map data © OSM (License)

Es sei hier gleich vorneweg klargestellt: die Kette "Wellspanger Au, Boholzer Au, Loiter Au und Füsinger Au" in Schleswig-Holstein ist kein "Reisefluss", sondern eher etwas für Tagesausflüge. Wen es reizt, der kann trotzdem ab Scholderup - Taarstedt eine Kanureise mit Gepäck unternehmen, wenn die Schlei oder gar die Ostsee danach die Route sein soll. Der Grund ist folgender: für eine Gepäckpaddeltour benötigt man eine größere Wassertiefe, und mit viel Last auf einem Hindernis hängen zu bleiben, ist auch nicht gerade der Laune und dem Zustand des Kanus förderlich. Also wird man so etwas vermeiden und bei genügend Wasser ab Loit oder ansonsten ab Scholderup paddeln. Alles andere wäre ein Abenteuer der Art "Kann man machen, muss aber nicht...!" Ab Idstedt paddeln zu wollen, wäre zwar mit der Aussicht auf dem Langsee ganz nett, aber dorthin muss man erst einmal gelangen: nur unterhalb des Idstedter Sees nahe dem Angelverein könnte man einsetzen, des weiteren ist kein Herankommen an den Bach, obwohl es bald mehr Wasser gibt bis zum Langsee. Aber wer will schon sein Kanu über Stock und Stein (im besten Falls Kies oder Schlick) rutschen? Also läßt man es lieber und setzt später ein.

Wellspanger Au nach oben

Map data © OSM (License)

In der Mühle Wellspang treibt das Wasser aus dem Langsee eine kleine Turbine. Wir können hier an relativ steiler Böschung einsetzen, Parken ist gut möglich. Das einzige Problem:  das Wasser ist knapp, selbst wenn es an der Mühle durchaus ordentlich strömt. Mehr als 10 Zentimeter sind es selten, und das ändert sich erst nach etwa 500 Metern. Bis dahin steht uns treideln bevor, auch und ganz besonders durch Brennesseln und Büsche (also nie im Sommer dort paddeln) und immer über Steine. Eine Anhäufung von großen Granitfelsen nach etwa 500 Meter bildet das vorerst letzte ernste Hindernis, abgesehen von Buschwerk (auch Kletterrosen mit kräftigen Stacheln...). Diese Sohlschwelle wird man nur bei sehr gutem Wasserstand durchfahren können, andernfalls bleibt man hängen.

Danach paddeln wir zwar durch einen nur 2 bis 3 Meter breiten Graben, der tief in die Ackerumgebung eingeschnitten ist. Das Wasser ist klar und wir können uns an den vielen größeren Fischen erfreuen, von denen es überraschenderweise eine ganze Menge gibt. Die Breite nimmt bis Boholzau etwas zu, die Äcker bleiben. Wir können uns glücklich schätzen, einen Tag zu erwischen, wo nicht gerade Gülle ausgebracht wird. Es gibt eine riesige Schweinemast - "Fabrik" ganz in der Nähe. Im Dörfchen Boholzau ist die Wellspanger Au ein 3 bis 4 Meter breiter Fluss, zunächst auch mit ausreichender Tiefe. Eisvögel begleiten uns, es gibt derer viele an der Au.

Boholzer Au bis Loit nach oben

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Die Au heißt hier "Boholzer Au", und an der Straßenbrücke Boholzau lässt es sich einigermaßen einsetzen. Wenige Fahrzeuge können hier auch parken. Das ist bei Kilometer 20, und nach ein paar lustigen Schwällen, wo es meist ein paar Aufsetzer gibt, paddeln wir in etwa 30 Zentimeter tiefem Wasser.

Zunächst paddeln wir bei deutlicher Strömung durch Wiesen, dann wird es etwas wilder um uns herum, und es liegen ein paar Hektar Sumpfgelände an der Boholzer Au, wie sie nun heißt. Das Wasser ist sehr klar und der Grund meist sandig, so daß wir ab und an ein paar Fische sehen können. Eisvögel, Bussarde und Graureiher begleiten uns. Bei Kilometer 19 gibt es ein Stück festes Ufer, hier steht eine Bank, ein Feldweg führt bis hierher von Buschau oder auch von Boholzau aus. Der Pegel pegelt nichts mehr, da er im Grüngürtel steht, wo die Boholzer Au eine verlandete Kurve hat.

Ein kurzes Stück abwärts strömt und rauscht es, ein paar Schwälle versuchen das Wasser aufzuhalten. Die darauffolgenden Schwälle erscheinen, wenn das Wehr an der Einmündung der Oxbek etwa bei Kilometer 18,2 nichts staut: wenn das Wehrschott gezogen und die Krautrechen oben sind, paddeln wir unser Kanu einfach hindurch. Wenn nicht, setzen wir rechts aus und tragen kurz um.

Die Oxbek kommt mit ziemlich viel Dampf als etwa knapp 2 Meter schmales Bächlein von Nord-Osten an, stürzt sich etwa 60 Zentimeter oberhalb der Boholzer Au in diese. Sollte man die Oxbek paddeln, muss man sehr aufpassen, um nicht in das ungesicherte Wehr einzufahren, was sehr unangenehm werden könnte. Das Gelände um das Wehr herum ist gemäht und gepflegt, sicher ein guter Pausenplatz. Unterhalb beginnt die Loiter Au, sie ist tief in das Gelände eingeschnitten und die Ufer sind mit Steinwürfen und teilweise Pfahlverbau befestigt, aber oberhalb des Verbaues immer gut bewachsen, auch mit hohen Pappeln und Erlen. Es strömt recht kräftig, so dass wir eigentlich viel zu schnell in Loit angekommen sind.

Loiter Au bis Scholderup-Taarstedt nach oben

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Die Einsetzstelle Loit befindet sich direkt an der B201 und wird vom Bus angefahren. Viele PKW können hier parken, Anfahrt mit Trailer ist gut möglich. Eingesetzt wird an einer leider leicht steinigen Rampe, aberimmerhin ist man vom jeweiligen Wasserstand unabhängig. Die Loiter Au ist hier nicht besonders tief, und wenn man Glück hat, ist auch im Hochsommer genügend Wasser vorhanden.

Relativ gerade fließt die Loiter Au dahin. Ihre Ufern sind zwar befestigt, jedoch mit überwiegend hohen Gehölzen bewachsen. Bald erreichen wir das Gebiet, in dem es viel Flutenden Hahnenfuss gibt, diese dünne, bis zu 6 Meter lange Wasserpflanze, die im Frühsommer weiß blüht. Sie ist zwar schön anzuschauen und auch ökologisch wertvoll, aber man muss sich als Paddler damit auseinander setzen, daran vorbei zu kommen. Wir haben es hier mit richtigen Bänken zu tun. Immerhin stauen sie in trockenen Jahren ein wenig das Wasser.

Dieses charmante Hindernis kommt auf einer Strecke von etwa 5 bis 6 Kilometer vor, verschwindet dann auch mal ganz und erscheint wieder. Bei Kilometer 13,6 kreuzen wir erneut die B201, Einsetzen oder als Notasstieg ist diese Stelle nicht zu nutzen, da oben man auf der Straße nicht anhalten kann. Wir erreichen die Fußgängerbrücke des Wanderweges von Twedt nach Westerakeby, hier ist auch ein neuer Pegel angebracht worden (Kilometer 11,3). Er sollte zwischen 540-560 betragen, damit man die folgende Strecke gut paddeln kann. Auf den folgenden 4 Kilometer ändert sich nicht viel, und so sind wir diese 9 Kilometer bald abgepaddelt und erreichen Taarstedt.

Scholderup-Taarstedt bis Kahleby nach oben

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Ab Scholderup-Taarstedt beginnt das Sahnestück der Loiter Au / Füsinger Au: es beginnt mit dem Einsetzen über einen Steg bzw. Aussetzen für eine Pause, für die extra eine Bankkombination aufgestellt wurde. Wer hier einsetzen möchte, findet gute Anfahrts- und Parkmöglichkeiten. Auch die Busstrecke passiert diese Einsetzstelle an der Füsinger Au, wie der Fluss jetzt heißt. Nach einem kleinen lustigen Schwall, den wir etwa mittig paddeln sollten, kommen wir in dauerhaft tieferes Wasser.

(Aufwärtspaddeln: Bei anhaltendem Ostwind kann die Schlei so weit ansteigen, dass Auswirkungen bis hierher zu verzeichnen sind. Dann ist es leicht möglich, auch bis hierher aufwärts mit Canadiern zu paddeln. Ansonsten wird man etwa bis Kilometer 5 kommen, wo es eine schöne Raststelle am Waldrand gibt.)

Ab jetzt bestimmt Waldgelände über 2,5 Kilometer das Erleben, wir sollten uns hier viel Zeit nehmen. Der Wald ist licht, Buchen und Eichen herrschen hier vor, so dass es im Frühjahr licht und hellgrün schimmert, im Herbst jedoch malerisch bunt. Schön ist es immer, natürlich auch im Sommer, wo wir hier auch angenehmen Halbschatten finden.

Es wird flacher an den Ufern, leicht hügelige Wiesen bestimmen für eine Zeit das Bild. Eine sehr prägnante Pappelreihe mit lauter schiefen Pappeln bilden ein Wahrzeichen von Kahleby - das andere ist die auf der Westseite gelegene Kirche. (Update 2016: die schrägen Pappeln wurden leider abgesägt). In der Nähe befindet sich ein bekanntes Hügelgrab aus dem Mesolithikum. Gut 3 Kilometer unterhalb von Scholderup kommt die Straßenbrücke (mit Einsetzstelle) von Kahleby-Ruhetal in Sicht. Hier kann man pausieren und ein wenig auf dem flachen Deich spazierengehen, um sich die Beine zu vertreten.

Von Kahleby bis zur Schlei nach oben

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Die benachbarten Wiesen gehören Schafen. Manch Wasservogel hat hier seine Heimat, Eisvögel, Bussarde und Graureiher sind hier "normal". Die Füsinger Au ist hier ein richtiger Fluss, etwa 12-15 Meter breit. Allerdings will sie kaum fließen, abhängig vom Wasserstand der Schlei. An den Ufern wächst ab jetzt auch Schilf, sonst Erlen, Ohrweiden und andere Weidenarten. Relativ flach ist die Füsinger Au hier immer noch, was uns in Relation zur Breite schon erstaunlich vorkommen kann.

Wir paddeln auf unserem weiteren Weg also an einem Sumpfgebiet mit kleinen Bruchgehölzen vorbei. Einige Gräben münden in die Füsinger Au, unter anderem auch der Schaalbyer Mühlenbach, der bis 1970 eine Wassermühle antrieb. An der nächsten Brücke erreichen wir die letzte Einsetzmöglichkeit. Das Dorf Schaalby ist gut 1000 Meter nordwestlich gelegen, südlich von uns liegt Füsing. Unter der Brücke brüten im Sommer Mehlschwalben, freundliche Mitmenschen haben sogar einige Drähte für sie gespannt zum entspannten Plaudern.

Von hier bis zur Mündung bei Winningmay sind es noch knapp 2 Kilometer. Wir paddeln an Schilfufer, Bruchwald und einer Straßenbrücke ohne Einsetzmöglichkeit (Straße Füsing - Klensby) vorbei. Die Füsinger Au wird nochmals breiter, wir sehen im Moment nur noch Wasser und Schilf. Dann kommt rechts ein Wäldchen in Sicht, davor eine hölzerne Fußgängerbrücke. Sie gehört zu einem Wanderweg, der von Winningmay zum Gut Winning und noch weiter führt. Die Brücke selbst ist es zwar nicht, doch der Weg ist oft überflutet.

Wir paddeln durch den kleinsten Ostseehafen, den wir kennen, und schon sehen wir die Schlei und rechts das kleine Gehölz, das am relativ hohen Ufer südlich des Gutes Winnings wächst. Wenn es die Wellen zulassen, paddeln wir nun noch 250 Meter bis zur Badestelle Winningmay links vor der Halbinsel Reesholm, wo wir hoffentlich unser Fahrrad oder ein sonstiges Fahrzeug stehen haben. Ansonsten gehen wir eben zur Hauptstraße nach Füsing, um mit dem Bus unser Auto von unserem Einsetzort zu holen. Sollten die Wellen zu hoch sein, müssen wir zurück zur Brücke Füsing - Schaalby, was einfach zu paddeln ist.

 

Die Schlei nach oben

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Wenn das Wetter mitspielt, ist eine Weiterfahrt auf der Schlei sehr zu empfehlen, da es dort sehr viel zu entdecken gibt. Die Wahrheit ist, dass man sich dort einen ganzen Sommer aufhalten kann, ohne dass es langweilig wird.

Es gibt an den Ufern der Schlei viele erholsame Umstände, von geschichtsträchtigen Orten über überregional wichtige Museen bis hin zu unglaublich stillen kleinen Strandseen und Buchten. Die wirkliche Ostsee ist "nur" 36 Kilometer entfernt. Für Übernachtungsmöglichkeit ist auf der gesamten Schlei gesorgt, es gibt sowohl mehrere Campingplätze, eine Jugendherberge direkt am Wasser sowie viele stille Ecken.

Allerdings gibt es auf diesem Meeresarm auch Bootsverkehr, und ganz unerfahrene Paddler sollten sich erstmal in stillen Buchten üben. Es ist für alle Ansprüche etwas vorhanden, viel Spaß! 

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