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Gewässerbeschreibung Untere Havel

Letzte Änderung: 25. Mai 2023

Kanu Fahren auf der Unteren Havel nach oben

Map data © OSM (License)

Wir beschreiben die Untere Havel in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Wir beginnen im Spandauer See, km 0 ist allerdings erst an der Spandauer Schleuse nahe der Zitadelle.

Die Untere Havel ist eine alte Schiffahrtsstraße, als solche genutzt wird sie allerdings meist nur noch bis Plaue. Ab dort nutzt der Frachtverkehr in der Regel den Elbe-Havel-Kanal zur Weiterfahrt.

Ab Plaue tritt also fast nur noch Freizeitbootsverkehr auf, die Ufer sind durchweg mit Pflastersteinen befestigt. 

Ab Spandau bis zur ersten Schleuse Bahnitz müssen wir mit stärkerem und bisweilen sehr unangenehmem Motorbootsverkehr rechnen. Der größere Teil der Möchtegern-Kapitäne hat von Rücksichtsregeln und Geschwindigkeitsbegrenzungen noch nie etwas gehört. Bei der Berufsschifffahrt gibt es viele ruhige Fahrer, aber auch einige sehr rücksichtslose. Das gilt auch für Bootsführer von Arbeitsschiffen des WSA, die sich durchweg eher als negatives Vorbild erweisen.

Die Untere Havel ist schon ab Spandau ein sehr abwechslungsreicher Fluss: viele Seen, viele Altarme und Flussschleifen sowie viele Inseln bereichern ihr Erscheinungsbild. Für den Kanutourismus und das Kanuwandern überhaupt ist die Untere Havel bislang nur wenig erschlossen und es gibt nur wenige Veröffentlichungen, mit denen man konkret etwas anfangen kann. Entsprechend wenig ist sie mit Kanus befahren. Vor allem die Städte haben noch großen Nachholbedarf, was Einsetzstellen etc. betrifft. Für diese scheint es nur Kanuclubs zu geben, so dass es sich erübrigt, den nicht organisierten Wasserwanderern (das nennt man "Tourismus") entsprechende Angebote vor Ort zu machen. Wir hoffen sehr, dass sich das ändert. (Update 2017: für die BUGA 2015 sind mehr Infos im Netz und auf Flyern veröffentlicht worden und es wurden an Biwakplätzen etc. Schilder installiert. Einsetzstellen ist aber nach wie vor ein Fremdwort für Touristik-Verantwortliche,)

Wir freuen uns sehr, dass dieser Fluss auch wieder über weite Stecken renaturiert wird, was bedeutet, dass wieder sandige Ufer entstehen und Altarme wieder angeschlossen werden.

Spandauer See bis zum Stößensee nach oben

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Oberhalb der Spandauer Schleuse liegt der Spandauer See, der durch die Insel "Eiswerder" in 2 Teile geteilt ist.

Zum Einsetzen empfehlen sich manche der Kanuvereine, die sich am kleinen Stichkanal "Havelabzugsgraben" etabliert haben. Hat man hier keine Kontakte oder traut man sich nicht zu fragen, kann oberhalb der Seebrücke nahe einem kleinen Spielplatz eingesetzt werden, siehe den Menüpunkt "Einsetzstellen".

Im Süden des Spandauer Sees liegt die "Zitadelle", westlich daneben führt uns die Untere Havel direkt zur Spandauer Schleuse. Die kleinen Kanäle um die Zitadelle herum kann man nicht paddeln, der westlich gelegene Mühlenarm, der um den Spandauer Markt herumführt, ist ebenfalls nicht praktikabel, da die Mühle nicht umtragen werden kann.

Wenn wir uns nicht schleusen lassen wollen oder die Schleusenzeiten nicht passen, können wir sehr leicht mit der Hilfe einer leichten Gleislore direkt neben der Schleuse umsetzen. Sie ist durchaus für eine Einzelperson handhabbar.

Wir paddeln unter der Straße "Am Juliusturm" durch und sind kurz vor km 0,0 angelangt. Hier mündet die Spree in die Havel (eigentlich müsste es heißen: die Havel in die Spree, denn diese bringt viel mehr Wasser und auch mehr Schiffe).

Es folgen einige Brücken, Altarme und Schiffsanleger (auch für Flusskreuzer), dann paddeln wir bei km 3 unter der schönen Freybrücke hindurch, die "oben" die Bundesstraßen 2 und 5 (Heerstraße) über die Havel führt. Sie ist aus verspielt gestaltetem Stahlfachwerk errichtet worden und erfreut das Auge des Betrachters im Kanu.

Es folgt der Pichelsee mit vielen Yachtanlegern, dann sind wir schon bei km 4, wo die Havel plötzlich ein echter See ist. Rechts liegt noch die "Scharfe Lanke", eine Bucht und links der "Stößensee", beide mit Häfen, Marinas und Werften übersät. Den Stößensee hätten wir auch schon erreichen können, indem wir bei km 2 links in "Kleinen Jürgengraben" und den "Hauptgraben" abgebogen wären.

Am Ende des Stößensees liegt am Ostufer neben dem Restaurantschiff eine gute Einsetzstelle.

Die Wannsee-Havel bis zur Glienicker Brücke nach oben

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Ab hier, also der "Seenhavel", ändern sich die Ufereindrücke deutlich. Links von uns liegt der Grunewald, das Gelände ist recht hügelig. Es steigt bis 115 m (Teufelsberg) bzw. 97 m (Havelberg) an. Seit dem Frühjahr 2011 ist auch endlich der Grunewaldturm nach zweijähriger Bauzeit wieder benutzbar, man genieße die tolle Aussicht von weit über hundert Metern (Höhe des 1887 erbauten Grunewaldturmes: 36 m, Höhe der Umgebung 85m über dem Wasserspiegel der Havel). Wir haben teilweise sandige Strandufer und dann bald auch die hier typischen Pfahlufer. Man hat in gewissem Abstand zum Schilf- oder Sandufer eine Pfahlreihe gesetzt, so dass Ruhezonen entstanden sind. Hier kann sich eine Uferpflanzen- und Tierwelt entfalten, ohne von Motorbootwellen gestört zu werden. Wir finden, dass das eine gute Lösung ist im Vergleich zu den Granitufern andernorts. An einzelnen Stränden können wir einsetzen oder pausieren, es gibt einige Parkplätze an der Havelchaussee (siehe Einsetzstellen).

Rechts liegen die Orte Gatow, Hohengatow und Kladow, allesamt Ortsteile von Berlin-Spandau. Auch hier steigt das Gelände stark an, es gibt waldige Abschnitte und Strände. In Gatow befindet sich eine Einsetzstelle an der Badestelle mit guten Parkmöglichkeiten.

Die Havel ist hier eine bei gutem Wetter, an Sonn- und Feiertagen und natürlich in den Ferien stark genutzte Wasserfläche: dabei ist fast alles vertreten, was zu schwimmen in der Lage ist: vom Flusskreuzer über Schubverband, von der Segelyacht bis zur Optimistenjolle, Motorboote in allen Preisklassen sowie natürlich auch einigen Kanus ist hier alles vertreten. Hinzu kommen noch einige Ausflugs - sowie Linienschiffe.

Richtig eng kann es auf dem "Großen Wannsee" werden, einer Havelbucht im südlichen Ende des Grunewalds. Hier sind viele Kanuclubs sowie Ruder- und Segelvereine beheimatet, hier liegen die Orte Wannsee und Nikolassee. Wir sind an einigen Inseln und Halbinseln mit unserem Kanu vorbei gepaddelt, am Schluß an der Pfaueninsel, die nicht betreten werden darf (NSG).

Paddeln wir in Kladow rechts weiter, erreichen wir vorbei an dem Dorf Sacrow bald den Jungfernsee in Potsdam und paddeln dann unter der berühmt-berüchtigten "Glienicker Brücke" hindurch in den "Tiefen See". Dorthin können wir ebenfalls gelangen, indem wir über den Großen Wannsee paddeln, dann von dort aus in folgende Gewässerkette: den Kleinen Wannsee, den Pohlesee, den Stölpchensee, den Griebnitzkanal mit der Einmündung des Teltower Kanals (der Teltowkanal ist nichts für Anfänger wegen der möglichen hohen und langen Schiffswellen quer im Kanal..! Also Vorsicht) in den Griebnitzsee, der ebenfalls in Potsdam in den "Tiefen See" mündet. Bei manchen Windlagen kann es von Vorteil sein, diese Route zu wählen. Die Umgebung ist ganz nett, es gibt durchgängig hohen Baumbewuchs und auch viele Millionärsvillen, deren Grundstücke so aussehen, als hätte ein Gärtner das ganze Jahr eine Vollzeitstelle.

Mit dem Ausfluss des Griebnitzses ereichen wir die Glienicker Brücke und damit den Zusammenfluss von Jungfernsee, Havel und Tiefer See.

Die Potsdamer Havel bis Schwielowsee bei Caputh nach oben

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Sind wir in unseren Kanus in Potsdam angelangt, liegt links von uns das Gelände des Babelberger Schlosses. Ab und zu sieht man Türme und Mauern hoch zwischen alten Baumriesen aufragen. Am Ufer ist es durchweg natürlich und wir können an manchen Stellen anlanden. Es folgen eine größere offizielle Badestelle, einige Wassersportvereine sowie die Einmündung der Nuthe. Wir paddeln unter einigen Brücken hindurch.

Am Westufer liegt die Innenstadt von Potsdam, einige Gebäude aus der Preußenzeit erstrahlen wieder im alten Glanz. Daneben sehen wir ein über-modernes Kirchengebäude und das Hans-Otto-Theater, das ein wenig wie bei falscher Temperatur gewaschener Oper von Sydney aussieht, dabei aber tiefrot eingefärbt ist (die Potsdamer und der Architekt mögen mir bitte verzeihen). Die Havel wird schmal.

Rechts zweigt dann der Havel-Altarm "Alte Fahrt" ab, links dürfen nur Schiffe fahren, wir müssen rechts paddeln. Ein paar Treppenstufen machen das Ufer niedrig, wer hier die Härte des Ufers nicht scheut, kann für einen Stadtbummel anlegen. Wir empfehlen jedoch zu diesem Zweck einen Ausflug vom Campingplatz aus, auf dem wir übernachten, z.B. Sanssouci am Templiner See.

Am Ende der Alten Fahrt verbreitert sich die Havel wieder, und wir paddeln durch einen seeartigen Abschnitt. Während die Schiffe rechts fahren müssen, dürfen wir mit unseren Kanus durch den sehr schmalen Judengraben paddeln. Die Halbinsel oder Insel, die wir passieren, ist die "Templiner Vorstadt".

Die kleinen Bäume am Judengraben bilden ein fast komplett geschlossenes Blätterdach, aber die Freude währt nur kurz: nach etwas mehr als 500 Metern sind wir schon im Templiner See. Links von uns liegen wieder einige Wassersportvereine, es folgen zwei Wasserskistrecken. Danach paddeln wir unter der Eisenbahnstrecke hindurch und sind hinter dem langen Damm in der zweiten Hälfte des Templiner Sees.

Die Ufer scheinen weitgehend unbebaut zu sein, rechts liegen zwei Campingplätze, der "Sanssouci" und am Ende "Himmelreich". Rechts in den kleinen "Petziensee" dürfen wir getrost hinein paddeln. Ein sehr schmaler, etwa 500 Meter langer Kanal mit wilden Ufern, der Wentorfgraben, bringt uns wieder zum Schwielowsee.

Die Potsdamer Havelseen zeigen hier bei Caputh wieder ein schmales Stück Havel, es führt uns unter einer Eisenbahnbrücke hindurch und eine Fähre verbindet Caputh mit Geltow. An der Zufahrt zum Schwielowsee liegt rechts ein Strandbad. Hier gibt es ein Restaurant, an dem man gut anlegen kann (nur von der Seeseite her).

Von Caputh über Werder bis Ketzin nach oben

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Der Schwielowsee hat viele flache Stellen, Motorbootfahrer und Segler sollten hier richtige Karten benutzen und sehr gut aufpassen.

Wir paddeln rechts an sumpfigen Ufern vorbei, eine Surfschule wird am Strandbad betrieben. Der Wentorfgraben erscheint rechts, die nächsten 2-3 km gibt es wenig Möglichkeiten zum Pausieren. Dann erscheint vorne die Brücke der Bundesstraße 1, die von Geltow-Franzensberg zur ersten der beiden Halbinseln führt, auf der Werder und Petzow liegen. Sie werden durch den Glindowsee und den Großen Plessower See gebildet.

Rechts liegt der Segelverein Geltow, ansonsten können wir am rechten Ufer wenig von Zivilisation wahrnehmen. Es herrschen Schilfufer vor, Anlandemöglichkeiten gibt es kaum. Links dagegen herrscht ziemlich dichte Bebauung vor. Dann kommen wir an der Innenstadt von Werder an: diese liegt sowohl auf der großen Halbinsel als auch auf der Insel. Es gibt eine Vielzahl von Rastmöglichkeiten, Restaurants, Eisdielen und natürlich auch Übernachtungsmöglichkeiten, wenn man das möchte. Zum Anlegen paddeln wir am besten zur Landseite der kleinen Insel und unter der schmalen Brücke hindurch. Kurz dahinter befinden sich einige Schwimmstege, landseitig davor ein großer Rasenplatz.  

Auch auf der Außenseite der Insel gibt es einige Restaurants und Biergärten, dort kann man zum Einkehren direkt anlegen. Ansonsten liegen hier viele Privatyachten und teilweise schöne klassische Schiffe. Hinter der Insel von Werder fließt die Havel unter einer Eisenbahnbrücke hindurch, jetzt sind wir im Großen Zernsee. Kurz davor liegt rechts der Wildpark West und eine Werft, links die Bootswerft Hellmig. Direkt links hinter der Eisenbahnbrücke liegt eine gute Einsetzmöglichkeit, siehe "Einsetzstellen" (Luisenstraße).

Auf dem Großen Zernsee gibt es wieder eine Wasserskistrecke rechts der Seemitte. Links liegen einige Marinas und eine weitere Werft. Wo der Große Zernsee schmaler wird, zweigt rechts eine langgestreckte Seenkette ab, die durch Sümpfe und wilde Natur führt. Sie heißt "Wublitz" und "Schlänitzsee" und darf mit Motorbooten nicht befahren werden. Sie kreuzt bei Marquardt den Sacrow-Paretzer Kanal, der die Potsdamer Seenhavel, die wir gerade beschreiben, abkürzt und von der Berufsschifffahrt genutzt wird.

Wir paddeln unter einer sehr hohen Brücke hindurch, hier verläuft die Autobahn 10 (Berliner Ring). Dahinter haben wir den Kleinen Zernsee erreicht. Es wird deutlich ruhiger, der Yachtverkehr läßt ein wenig nach. Der Kleine Zernsee ist nur noch etwa 300-500 Meter breit, die beiden Ortschaften Phöben (links) und Töplitz (rechts) sind dörflich. In Phöben gibt es eine Badestelle, die sich auch als Pausenplatz und Einsetzstelle eignet. Hier können wir den Wachtelberg ersteigen, er ist knapp 90 Meter hoch und wird zum Weinbau genutzt.

Ab Phöben wird die Seen-Havel beinahe ein Fluss, und die nächsten 4 km bis zum abseits liegenden Göttinsee paddeln wir in unserem Kanu in der Natur. Der folgende Göttinsee begleitet uns zwar, ist jedoch durch eine sehr schmale Landzunge von der Havel getrennt. Nur selten erblicken wir ihn durch eine Lücke im Ufergehölz. Mit dem Kanu dürfen wir ihn ohnehin nicht befahren. Der Göttinsee ist ein beliebter Anglersee, nur bis zu 2 m tief.

Die letzten 500 Meter "Potsdamer Havelseen" sind nur etwa 50 Meter breit, dann mündet von rechts kommend der Sacrow-Paretzer Kanal ein, der selbst gerade den Havelkanal aufgenommen hat. Der Havelkanal ist hier der jüngste Kanal, er wurde aus politischen Gründen in den 50iger Jahren von der DDR gebaut. Er kommt von Henningsdorf / Nieder-Neuendorf und umgeht damit die gesamte bisher beschriebene Havel, wenn man von Oranienburg kommt. Damit sollte die DDR - Schifffahrt von den evtl. auftretenden oder befürchteten Grenzschikanen der Berliner Behörden beim Transit durch Westberliner Gebiet befreit werden. Die Lage des Havelkanals ist bestechend, da er die Möglichkeit einer ausladenden Rundtour über die Havel bei Henningsdorf bietet, immerhin eine Kanutour von ca. 90 Kiometern.

Paretz selbst liegt nördlich und etwas abseits, wir sehen nichts von diesem Ort. Die Havel wendet sich jetzt vehement nach Nordwesten und bildet plötzlich viele Inseln, weshalb sie auch ab Ketzin, wo wir jetzt gerade angekommen sind, auch die "Inselhavel" genannt wird. Wir gelangen zum Strandbad, wo wir für eine Pause oder zum Einkaufen anlanden können.

Ketzin und die Inselhavel bis Brandenburg nach oben

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Ein ganz besonderer Abschnitt beginnt hier: eine sehr zerklüftete, sich immer wieder teilende Havel, die dadurch sehr viele Inseln ausbildet: die größten sind über 1 qkm groß. Wollen wir uns am Ort Ketzin orientieren, z.B. wegen einer Übernachtung oder einer Pause, sollten wir uns rechts am Ufer halten. An der schmalsten Stelle kommt die Fähre, die Ketzin und Schmergow miteinander verbindet. Rechts liegen eine kleine Marina, ein Anglerverein, der "Campingplatz an der Havel" (ein paar Meter vom Ufer entfernt, hier kann man nicht nur zelten, sondern auch Wohnwagen sowie kleine Hütten mieten), das Freibad von Ketzin, der Seesportclub sowie der städtische Anlegesteg an der "Havelpromenade". Beim Strandbad kann gezeltet werden, es gibt WC und Abwaschgelegenheit.

Paddeln wir ganz rechts um die Insel "Burgwallkaveln" herum, sind wir am Getreidehafen, wo immer noch Frachtschiffe mit Getreide beladen werden. Dann folgt rechts eine bizarre Landschaft, in der man früher Ton und Torf abbaute. Dort stehen heute an den vielen kleinen Kanälen und Tümpeln Straßen und Häuser. Dazwischen finden wir immer wieder wilde Natur vor, wo es sich auch der Biber gut gehen lässt, wie die vielen Fraßspuren beweisen. Sogar ein Restaurant gibt es in "Brückenkopf", wie der Stadtteil von Ketzin hier genannt wird. Im Sommer tummeln sich zwischen Seerosenteppichen viele Fische in allen Größen.

Rechts liegt also Brückenkopf, links einige größere Inseln, dazwischen paddeln wir in Richtung Trebelsee. Die Berufsschifffahrt muss die Fahrrinne benutzen, sie liegt südlich der Inseln oder zwischen ihnen. Im Trebelsee treffen wir uns alle wieder, auch hier gibt es eine Wasserskistrecke.

Der anfangs zerklüftete Trebelsee ist etwa 2 km lang und im Durchschnitt 1,5 km breit. Das linke Ufer ist komplett bewaldet, das rechte grenzt dagegen an Wiesen. Etwas abseits liegen Deiche, was darauf hindeutet, dass die Wiesen durch Entwässerungsmaßnahmen entstanden sein müssen. Da hat also vorher ein Teil des "Havelluchs" gelegen. Tasächlich gibt es auch heute noch breite Entwässerungsgräben, die bei Bedarf geschöpft werden müssen. Ein solches Schöpfwerk liegt gleich zu Beginn des Trebelsees rechts. Die Uferlinien sind allerdings mit etwas Gehölz bestanden, so daß man den Deich kaum zu sehen bekommt.

Links des Trebelsees wird auf großem Gebiet traditionell Obst angebaut, das Gelände ist sehr hügelig. An dessen Ende wird links eine riesige Deponie betrieben, auf der Bauschutt gelagert wird. Sogar mit Schiffen wird das Material hier angefahren. Es ist schon ein großer Hügel entstanden, weitere sollen folgen. 

Danach kurvt die Havel plötzlich wieder wild durch die Landschaft, bildet Inseln, links meist hügelig, rechts am flachen Havelluch vorbei.

Es ist hier nicht immer leicht, einen Pausenplatz zu finden, da die Ufer ja mit scharfem Granit befestigt sind. Ab und zu findet sich eine Badestelle, vor allem links nahe Deetz. Auch am Ende des kleinen Stichkanals, der an der Fichtner-Werft vorbei führt, können wir aussetzen und pausieren. Wer möchte, kann hier auch den kleinen Kanal durch wunderschöne Natur weiter paddeln und gelangt nach einer Viertelstunde wieder auf die Havel.

Vor uns links erheben sich die Götzer Berge, immerhin 108,6 m hoch. Die Havel wird jetzt wieder etwas überichtlicher, kurvt zwar immer noch und bildet viele Altarme. Die Wasserflächen werden aber zusehends kleiner. Auch die Deiche verlieren sich. Sind wir an vier größeren Inseln vorbei, die Namen tragen wie "Großes Ohr" oder "Köhninge", erreichen wir rechts den "Yachthafen Eden", der auch einen normalen Campingplatz betreibt. Paddeln wir dort links in die "Krumme Havel" (Altarm) hinein, finden wir uns in einer Art Dschungel wieder. Dieser mündet in den Emster Kanal, kurz vor dessen Einmündung in die Havel.

Der Emster Kanal verbindet die beiden Seen Rietzer See und Netzener See miteinander. Der Rietzer See ist mit seiner sumpfigen Umgebung ein riesiges Vogelschutzgebiet von Europäischer Bedeutung und darf nur auf kurzem Weg passiert werden. Dieser ist durch Tonnen markiert. Emster Kanal und die beiden Seen sind sehr urig und man kann dort erstaunliche Naturerlebnisse haben, wenn man still ist. Die Entfernung zum Netzener See beträgt etwa 10 Kilometer, es gibt dort Zeltmöglichkeiten. 

Zurück auf der Havel, treffen wir rechts von uns Klein Kreutz, links Gollwitz und Wust. Beides sind Vororte der Stadt Brandenburg/Havel.

Bei km 54,5 müssen wir links in den Brandenburger Stadtkanal abbiegen, rechts ist die Vorstadtschleuse im Sommer für Freizeitboote gesperrt. Auch wer zum Beetzsee möchte, muss den großen Umweg links durch die Stadtschleuse nehmen.

Durch Brandenburg/Havel und Plaue bis Briest nach oben

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Obwohl ganz nahe der Stadt, paddeln wir zunächst immer noch durch richtige Natur. Die größere Insel, die sich uns plötzlich in den Weg stellt, müssen wir links passieren. Sie versperrt uns den Weg zu einigen Havel - Altarmen, die wir ohnhin nicht nutzen können, da sie nur zu großen Wehren führen, die wir nicht umtragen können. Von der Stadt Brandenburg sehen wir noch nichts, die Natur bestimmt hier immer noch die Umgebung. Das geht solange weiter, bis wir fast am Mühlendamm angekommen sind. Es wird städtisch, die Gebäude stehen jetzt meist direkt am Ufer.

Links sehen wir einen Anlieger für Motorboote, rechts von dem kleinen Wasserdurchlass (Wehr) können Kanuten an mehreren nicht besonders niedrigen Anliegern ihr Kanu festmachen, um die Stadt zu besuchen. Wir können aber auch vorher bereits am Mühlendamm mittels einer leichten Lore unsere Kanus über den Mühlendamm in die Näthewinde umsetzen. Diese führt uns am Museumshafen vorbei in die Brandenburger Niederhavel.

Zur Stadtschleuse müssen wir uns aber nach links wenden. Wir paddeln an einem älteren Gerwerbepark vorbei und danach an Wohn - und Bürohäusern. Wenn wir den Steintorturm sehen, sind wir bereits kurz vor der Stadtschleuse. Dort geht es bei der Schleusung sehr ruhig zu. Unterhalb der Stadtschleuse sind wir bald wieder in der Havel angekommen (Brandenburger Niederhavel).

Rechts könnten wir zu der Beetzseekette paddeln. Das ist eine Seenkette, die mehr als 21 km nach Norden führt und an der auch die wichtigsten Regattastrecken liegen, für die Brandenburg bekannt ist. Links führt uns die Havel zum Breitlingsee und Plauer See. Frachtschiffe umfahren diese Strecke durch den Silokanal.

Die Havel führt uns an einigen Wassersportvereinen und einer Werft vorbei bald aus der Stadt heraus. Es wird wieder sehr natürlich, von der Uferbefestigung abgesehen. Nach etwa einem Kilometer kreuzen wir die Straßenbrücke der B1 sowie eine Eisenbahnbücke. Von dort an sieht alles wieder sehr natürlich aus, auch am Ufer, und ab km 60,5 befinden wir uns im Naturschutzgebiet Stadthavel. Es reicht bis zur Fähre beim Buhnenhaus (Restaurant und Zeltplatz) etwa km 62,5. Die Ufer sind gesäumt von hohem Gehölz, wir paddeln an einem größeren Sumpfgebiet vorbei, in dem auch ein kleiner See etwas abseits liegt.

Vorsicht: Wir müssen auf der Stadthavel acht geben, nicht im Flachen auf alte Böschungssteine zu geraten, diese sind scharf gebrochen.

Bald kündigt sich schon der nahe Breitlingsee an: rechts liegt ein kleiner Hafen, eine Fähre überquert hier die Havel. Dann nimmt uns der See auf. Wenn wir Glück haben, herrscht wenig Wind. Wenn er aus südlichen Richtungen kommt, haben wir auch Glück und werden in Richtung Plaue geschoben. Herrschen jedoch stärkere nördliche Winde vor, kann die Fahrt bis Plaue zu einem reinen Kraftakt werden.

Dabei müssen wir ja auch noch eine relativ stark befahrene Fahrrinne überqueren. Wir sollten uns in so einem Fall wirklich ganz dicht am östlichen und später nördlichen Ufer halten. Von rechts mündet dann der Silokanal über den Seeteil "Quenzsee" ein, und von dort kommen die Frachtschiffe.

Am Nordufer des folgenden Sees "Plauer See" liegen eine Wasserwacht mit Wasserschutzpolizeistation, an einer schönen Halbinsel auch der Camping- und Ferienpark am Plauer See. Ansonsten gibt es auf diesem See weitere Campingplätze, z.B. in Malge und auf der Insel "Kienwerder".

Sind wir bei "Plauerhof" vorbei, liegt im Westen der Wendsee, durch den die Schifffahrt geführt wird, die dann weiter den Elbe-Havel-Kanal zur Elbe fährt. Die Havel jedoch fließt hier in Richtung Norden. Links liegt Plaue, wo es gute Einkaufsmöglichkeiten gibt sowie einen Fischer.

Anlegen direkt in Plaue, um sich zu versorgen oder Essen zu gehen ist so gut wie unmöglich. Wir könnten höchstens eine der Einsetzstellen nutzen, siehe unter dem Menüpunkt "Einsetzstellen". Eine weitere Möglichkeit wäre, an der Badestelle des Wendsees anzulegen: wir finden sie, wenn wir den Kanal zum Wendsee paddeln, am rechten Ufer. Von dieser Badestelle bis zum Supermarkt in Plaue (am Postplatz) wandern wir etwa 1300 Meter.

Bei unserer Weiterfahrt unterqueren wir 2 Brücken, dann sind wir wieder auf schmalen Havelseen. Dabei können wir beidseitig recht natürliche Ufer genießen. Es gibt stellenweise sogar Wald, aber auch weite Schilfufer. Rechts paddeln wir am kleinen Ort Kaltenhausen vorbei. Es gibt einige sehr enge Stellen, wo wir uns kaum vorstellen können, dass es hier einmal für längere Zeit Schiffsverkehr gegeben hat, nämlich vor dem Bau des Elbe-Havel-Kanals.

Erst in Briest können wir wieder an einem seichten Ufer anlegen und in dörflicher Umgebung eine Pause einlegen.

Von Briest bis Premnitz nach oben

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Unterhalb von Briest erscheint in der Havel eine Halb-Insel. Rechts liegt der Ort Kranepuhl und links die Freizeitsiedlung Lutze. Hier gibt es eine Campingmöglichkeit mit Duschen beim Wassersportverein. Alles liegt schön im Wald und am Ufer, und man ist Kanu-freundlich.

Bis Tieckow haben wir immer noch bewaldete Ufer neben uns. Die folgende Strecke bis Kützkow wird etwas lichter, da es einige Felder gibt, die bis an das Havelufer reichen.

In Kützkow selbst endet die Seenhavel. Rechts liegen die Orte Fohrde und Pritzerbe. Dort zweigt rechts der Pritzerber See ab. Am dortigen Campingplatz Hohenferchesar haben wir gute Zeltmöglichkeiten, die Entfernung von der Havel beträgt etwa 2500 Meter.

Ab hier paddeln wir im Naturschutzgebiet "Untere Havel Süd". Zum Biwakieren dürfen wir ab hier nur noch die offiziellen Plätze nutzen, und Nebenarme dürfen ab hier nicht mehr befahren werden (nur die Bundeswasserstraße). Bitte lesen Sie die komplette Verordnung. Für die Lage des NSG schauen Sie bitte auf diese Online-Karte des Bundesamts für Naturschutz.

Die Havel wendet sich hier nach links bzw. nach Nord-Westen, eine Fähre realisiert hier die Verbindung zwischen Kützkow und Pritzerbe. In Pritzerbe selbst gibt es auch noch einen kleinen Strand, an dem man anlegen könnte, z.B. für den Besuch eines Restaurants. Danach paddeln wir wieder durch volle Natur. Die Havel windet sich nun als ein etwa 60 Meter breites Gewässer in weiten Kurven durch die Wiesen, wobei sie erneut einige Inseln und Halbinseln bildet.

Halten wir uns links, paddeln wir bald zur Schleuse Bahnitz. Kurz davor können wir rechts in einen Havelarm abbiegen und unseren Weg durch eine Kahnschleuse neben einem großen Wehr über eine weite Havelschleife nehmen. Das Kurbeln der Schleusentore müssen wir selbst übernehmen, was recht anstrengend ist. Die Kahnschleuse Bahnitz ist aber auch leicht umzutragen. 

Für die (alternative) Schleusung in der Hauptschleuse legen wir an einem großen Schwimmsteg an und fordern über eine Sprechanlage oder Handy / Sprechfunk unsere Schleusung an. Auch wenn wir ganz allein mit unserem Kanu sind, werden wir durch die riesige Anlage durchgeschleust.

Kurz darauf folgt links das Dörfchen Bahnitz. Am rechten Ufer hat man Sandwälle aufgespült, und bei mittleren bis niedrigen Wasserständen werden diese von Dorfbewohnern und Feriengästen an warmen Tagen als Sonnenplatz genutzt. Ansonsten finden wir hier am linken Ufer gute Anlandemöglichkeiten (an einem Schwimmsteg oder an einem Strand) sowie einen Biwakplatz. In der nahen Gaststätte kann man sogar duschen gehen. Hier zeigt sich, wie gut es funktioniert, wenn man vorhandene Einrichtungen sinnvoll zu nutzen weiß.

Bei km 87 sehen wir die ersten Häuser von Döberitz, einem Vorort von Premnitz. Die Havel hat hier überall Altarme und ist so zerklüftet, wie ein Fluss nur sein kann. Bei Döberitz gibt es auch wieder eine Insel, ganz herumpaddeln kann man jedoch nicht, da sie durch einen Damm mit dem Land verbunden ist. Am linken Ufer spürt man deutlich, dass das Havelland sehr dünn besiedelt ist und die nächsten Ortschaften weit entfernt liegen. Das liegt sicher daran, dass es hier oft durch Hochwasser überflutet wird.

Rechts erscheint das "Wahrzeichen" von Premnitz, das mit einem Großgemälde gestaltete Hafengebäude (Pumpenhaus). Wenn wir näher heran paddeln, erkennen wir vor einer Hafenspundwand eine Anlegemöglichkeit in Form eines relativ niedrigen Schwimmstegs. Es liegen einige Wohnblocks in Ufernähe, viel mehr bekommen wir beim Vorbeipaddeln nicht von Premnitz zu sehen. Steigen wir aus unserem Kanu, können wir in 300 Metern Entfernung ein großes Einkaufszentrum mit Supermarkt, Post und Bank etc. besuchen. Seit der BUGA 2015 ist es möglich, eine Ausguck-Plattform auf dem Pumpenhaus zu besteigen. Der Lohn ist ein schöner Blick über die Weite der verzweigten Havel und des Havellands.

Es folgt wieder grünes Ufer mit ein wenig Gehölz, viel Schilf und Wiesenlandschaft rechts und links, bis wir zur Straßenbrücke kommen, die Premnitz und Milow miteinander verbindet.

Premnitz bis Strodehne nach oben

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Rechts vor der Brücke nach Milow liegt das Gelände des Kanuvereins Premnitz (mit Zeltmöglichkeit), daneben eine öffentliche Einsetzstelle. Auf der linken Havelseite liegt der Ort Milow, links von der Straßenbrücke finden wir eine Anlandemöglichkeit an einem kleinen Strand. In Milow können wir die "Jugendherberge Carl Bolle" für eine Übernachtung oder als Basisstation nutzen. Sie wurde 2010 modernisiert und bietet allen Komfort, den man von modernen Jugendherbergen gewohnt ist. Um diese erreichen und nahe der Jugendherberge anlegen zu können, paddeln wir in die Stremme, die gleich hinter der Straßenbrücke links von der Unteren Havel abzweigt. Am dortigen Biwakplatz können wir anlgegen. Er wird von der Jugendherberge betreut, auch dort kann man zelten. Mit dem Bootswagen sind es 200 Meter bis zur Jugendherberge. Dann hat man auch ein WC zur Verfügung,

Die Stremme ist ein kleines Gewässer, das die Elbe mit der Havel verbindet, im Hochsommer jedoch bald zuwächst. Dann kann man sie nur noch die ersten Kilometer befahren. Wieder zurück in der Havel sind wir bald am Örtchen Bützer angelangt, das links liegt. Auch hier gibt es wieder einen verträumten Altarm, an dessen Anfang eine Badestelle zu einer Pause einlädt. Es folgen noch Böhne (links) und Mögelin (rechts im Altarm, Einsetzstelle und Biwakplatz), von links mündet der Königsgraben in die Havel (ebenfalls eine alte Verbindung zur Elbe, nicht paddelbar). Nach 2-3 km Einsamkeit durch das Havelland sehen wir rechts schon die ersten Siedlungen von Rathenow. Eine Fabik ist auszumachen und der Bismarkturm auf einem hohen Hügel.

Die Havel spart in Rathenow nicht mit Altarmen und Nebengewässern. Rechts stehen einige Gewerbehallen, wir paddeln unter den beiden neuen Brücken hindurch. Da es dort flaches Ufer mit einem kleinen nicht-steinigen Abschnitt gibt, könnten wir dort auch anlanden. Bis zum Kaufland sind es etwa 1500 Meter Fußmarsch.

Hinter den beiden Brücken müssen wir bald rechts einbiegen, um in die Stadthavel zu gelangen. Geradeaus geht es nur für Frachtschiffe (Hauptschleuse), alle anderen müssen durch die Stadtschleuse. Rechts von uns liegt das Gelände des WSV Rathenow, der auch einen Wasserwanderrastplatz mit guten Zeltmöglichkeiten und Duschen betreibt. Hier endet auch das Naturschutzgebiet "Untere Havel Süd". 

Links von uns gibt es ein Gewirr von Altarmen, immer schön von Weiden und Uferstauden eingewachsen, doch nur einer führt zur Schleuse: vorbei an verschiedenen Wassersportvereinen, einem Leuchtturm(!) am großen Stadtwehr und der kleinen städtischen Hafenanlage paddeln wir in die Schleuse. Am Alten Hafen könnten wir an einem (leider zu hohen) Schwimmsteg anlegen, um die Stadt zu besuchen. Einen Not - Ausstieg bietet eine Betontreppe.

Ein freundlicher Schleusenwärter schleust uns hinunter. Wir paddeln wir durch einen relativ schmalen Stadtkanal um einen Teil der Innenstadt herum, bis wir wieder die breite "Original"-Havel erreicht haben. Links könnten wir in den Havelarm einbiegen, der direkt zur Innenstadt führt und wo wir am sogenannten "Wasserwanderzentrum" anlegen können. Warum das so genannt wird, ist uns ein Rätsel, aber immerhin ist hier der Optikpark, der auch bedeutender Teil der Bundesgartenschau gewesen ist. Am Anleger kann man Essen gehen, duschen und die WC benutzen (hier sollen Übernachtungsplätze für Motorbootsfahrer sein, an Paddler hat man nicht gedacht). Eigentlich verbitten wir Paddler uns das Wort "Wasserwandern" in Verbindung mit Motoren zu benutzen, denn was ist daran "Wandern", wenn man Hebel zieht oder Knöpfe drückt, Krach und Abgase verursacht...?

Wenn wir dann weiter durch das schöne Havelland in Richtung Elbe paddeln, kommen wir bald an der Einmündung der "Rathenower Stremme" vorbei. Durchfahren können wie sie nicht, da das neugebaute Wehr defekt ist und kaum umtragbar (Stand 2009/2010). So bleiben wir links auf dem Havel-Hauptarm, von links hinten kommt der Havel-Durchstich hinzu, in dem die Hauptschleuse liegt. Kurz links dahinter wurde im Jahr 2016 der Altarm namens "Sliepenlanke" wieder an den Hauptarm der Havel angeschlossen.

Wir befinden uns jetzt wieder in einem Naturschutzgebiet, es ist das NSG "Untere Havel Nord". Hier gibt es weiter gehende Verbote, wir zitieren "... Wasserfahrzeuge aller Art einschließlich Surfbretter oder Luftmatratzen außerhalb der Bundeswasserstraße Havel zu benutzen;.." 

Die Lage des NSG ist auf der hier verlinkten Online-Karte des Bundesamts für Naturschutz verzeichnet. Es reicht bis zur Mündung der Alten Dosse vor Vehlgast.

Ab Rathenow gibt es meist auch etwas Strömung, im Frühjahr auch schon früher, spätestens ab Schleuse Bahnitz (Anmerkung: bei höherem Wasseranfall nach anhaltenden Regenfällen kann sie auch mal für einige Tage kräftig sein). Die nächsten Kilometer paddeln wir zuerst durch Wiesen, dann an Wald vorbei, bis wir an einem kleinen Trainingsplatz für Pioniere der Bundeswehr vorbei kommen. Rechts fließt die Stremme hinzu, und wenn wir nun ab und an (für kurze Zeit) ein wenig Straßenlärm zu hören bekommen, sollte uns das nicht wundern: die B102 führt hier nahe der Havel bei Albertsheim vorbei. Am rechten Ufer steht eine Telemetriestation für die Messung von Gewässerdaten wie Wasserstand, Wassertrübung und Durchflussmenge.

Die Havel ist hier nicht mehr ganz so stark zerklüftet wie vorher, nur ab und zu sehen wir einen Altarm einmünden. Rechts kommen wir an einem schmalen, etwa 1500 Meter langen, geraden Kanal vorbei, hier führt die "Hohennauener Wasserstraße" zum Hohennauener See. Dort gibt es einen Campingplatz und direkt in Hohennauen eine gute Einsetzstelle. Es lohnt sich sehr, diese Seenkette Hohennauener See und Ferchesaer See sowie den Witzker See zu besuchen, es gibt rinsum viel schöne Natur.

Durch Wiesen und an einigen Feldern vorbei kommen wir nach weiteren 3,5 km zur Schleuse Grütz. Auch die Schleuse Grütz ist nicht besetzt und wird nach Anforderung von der Zentrale Rathenow aus fernbedient. Obwohl das Schleusenbecken sehr groß ist, dauert eine Schleusung nicht lange. 

Beim Dorf Grütz selbst gibt es einen Biwakplatz. An seichtem Ufer können wir leicht anlegen, wir sind hier an der örtlichen Badestelle. Der Ort Schollene liegt links etwas abseits, an dessen Badestelle kann man aber gut pausieren, er liegt in den Wiesen. Parey liegt dagegen rechts, in Ufernähe liegt nur dessen Wochenendhaussiedlung. Auch hier finden wir eine gute Badestelle, an der man auch gut einsetzen kann. Zelten und Feuer ist hier verboten, hier ist also kein Biwakplatz eingerichtet worden.

Dann paddeln wir nach Molkenberg. Gegenüber zweigt rechts die Gülper Havel ab, an dessen Ende das überregional bedeutsame Naturschutzgebiet Gülper See liegt. Hier rasten tausende von Zugvögeln auf ihrem Weg zu den und von den Überwinterungsplätzen. Die Gülper Havel bekommt ab dem Wehr bei Gahlberg Mühle den Haupt-Wasserstrom der Unteren Havel über eine Querverbindung namens "Pirre".

In der Brutzeit zwischen 1.3. und 15.6. darf die Gülper Havel mit ihren Nebengewässern nicht gepaddelt werden. Aktuelle Änderung : man darf seit 2012 den nördlichen Abschnitt (Gülpe bis Strodehne) bereits ab dem 1. Juni paddeln. An der Gülper Havel auf dem Biwakplatz Gülpe betreibt der Kanuverleih von "Unterm Sternenhimmel" einen Standort.

Achtung: 2019 ist die Gülper Schleuse defekt, das Umtragen ist sportlich.

In Molkenberg kann man gut an seichtem Ufer rasten oder einsetzen.  Es gibt aber auch noch eine kleine Marina im Altarm der Havel. Dort finden wir Zeltmöglichkeit mit sanitären Einrichtungen, aber auch als Pausenplatz ist sie geeignet. Auf einem dort ankernden Schiff wird ein Restaurant betrieben (Stand: 2017).

Der folgende Abschnitt der Havel ist etwas kahler als gewohnt, die Ufervegetation spart mit Gehölzen. Zu schauen gibt es aber auch so genug, da es hier nahe dem Gülper See oft Rot- und Schwarzmilane sowie See- und Fischadler zu sehen gibt. Es folgt noch die letzte Schleuse der Havel vor Havelberg, die Schleuse Garz. Auch diese ist eine Fernbedienungsschleuse mit Anforderung. Dahinter finden wir einen schönen Übernachtungsplatz (WWR) im wenig genutzten Hafen von Garz, wenn wir etwa 1500 Meter unterhalb der Schleuse links in einen Altarm abbiegen.

Bevor wir dann die Brücke der L 17 von Garz nach Strodehne Richtung Rhinow erreichen, können wir rechts in dem östlichen Havelarm etwa 350 Meter aufwärts paddeln. Wir sind hier im Endteil der Gülper Havel: hier bietet Strodehne einen relativ großen Strand und der Wassersportverein einen kleinen Hafen (WWR) mit WC und Duschen. In einem Restaurant mit Biergarten direkt neben dem WWR können wir unsere Ernährungslage wieder auf einen guten Stand bringen. Ansonsten ist Strodehne als Künstlerdorf bekannt. 

Strodehne bis Havelberg nach oben

Map data © OSM (License)

Strodehne ist ebenso wie Garz in einer Havelland-typischen Architektur errichtet, die schon deutlich anders ausfällt als weiter havelaufwärts. Die Häuser wirken nicht so ärmlich, man findet fast so etwas wie eine eigene Baukultur vor, die jedoch schon im vorletzten Jahrhundert entstanden sein muss. Es wäre sicher interessant, sich damit näher zu befassen.

Weiter an etwas kahleren Ufern vorbei paddeln wir durch ein sehr niedrig liegendes Flussgebiet an der Einmündung der Alten Dosse und der Neuen Dosse vorbei. Hier endet das Naturschutzgebiet "Untere Havel Nord", die Orte Wendisch-Kirchhof und Vehlgast-Kümmernitz liegen rechts auf etwas höherem Gelände. Dort gibt es auch wieder einen Biwakplatz, der gut als Einsetzstelle genutzt werden kann. Update 2017: auf dem neuen Schild ist kein "Zelten" - Piktogramm zu sehen wie bei anderen Biwakplätzen. Allerdings möchte die Gemeinde dort am Alten Schöpfwerk einen Wasserwanderrastplatz einrichten. Der Altarm wurde kürzlich wieder mit der Havel verbunden. 

Die nächsten 7 km bis vor Havelberg gehören zu dem spannendsten, was dieser Fluss durchs Havelland zu bieten hat: die bereits erwähnten Großvögel leben hier in größerer Zahl, dazu Schwarzstörche und viele Biber, die man gelegentlich auch mal beobachten kann. Auch Nerze (Minks) haben wir hier gesehen. Hier ist die Tierwelt ziemlich mit sich allein, da das umliegende Land größtenteils aus Sumpfgebieten besteht. Wer aufmerksam und ruhig paddelt, kann hier so manches eindrucksvolle Naturschauspiel erleben. Von links mündet bei km 141 der "Trübengraben" (etwa 1 km aufwärts bis zum Ort Jederitz befahrbar, gute Busanbindung) an Ende eines wieder geöffneten Altarms ein. Bevor wir Havelberg erreichen, treffen wir links auf eine Insel mit einem Sandhügel: ein toller Strand bietet sich hier zum Pausieren an (km 43). Gegenüber liegt das Naturschutzgebiet Stremel, in dem sich größere Wasser- und Schilfflächen abwechseln. Hier mündet auch die Neue Jäglitz in die Havel. Es ist das Reich von Seeadlern, Fischadlern, Rot- und Schwarzmilanen und Wildgänsen. Im Herbst können hier tausende von Kranichen rasten. Hinein paddeln dürfen wir nicht, aber vom Sandhügel aus können wir dort manches Schauspiel erleben, z.B. wenn ein Seeadler jagt.

Dann sehen wir Havelberg: diese Stadt liegt zum Teil auf 26 m hohen Hügeln, was in diesem ausgeprägten Flachland schon viel ist. Es gibt auch hier wieder verschiedene Havelarme: wir müssen uns entscheiden, ob wir links oder rechts um die Innenstadt herum paddeln wollen. Zur Spülinsel, auf der sowohl der Campingpatz als auch der Havelberger Wassersportverein und die Havelberger Ruderriege als gute Übernachtungsmöglichkeit (WWR zusätzlich mit Bungalows) liegen, paddeln wir am besten unter der Sandauer Brücke hindurch und halten uns danach rechts. Aber wir erreichen den kleinen Hafen auch, wenn wir rechts um die Innenstadt herum paddeln.

Havelberg bietet gute Einkaufsmöglichkeiten und einen Busanschluß zum 9 km entfernten Bahnhof Glöwen. Wer jetzt auf kurzem Weg in die Elbe wechseln möchte, kann durch die Schleuse Havelberg im Schleusenkanal schon nach 2,5 km in der Elbe bei Elbe-km 422,8 sein.

Havelberg bis zur Elbe nach oben

Map data © OSM (License)

Aus Havelberg heraus paddeln wir an kleinen Ortschaften wie Toppel, Dahlen und Nitzow vorbei. Die Havel bildet hier eine sehr langgestreckte Insel. Danach beschreibt sie eine große Kurve nach Westen. In jener Kurve sind manchmal Pioniere der Bundeswehr am Trainieren: wenn man großes Pech hat, kann die Havel hier auch mal gesperrt sein. Danach spürt man schon etwas die Weite, die der Elbe-Landschaft eigen ist, und schon nach wenigen Kilometern ist die Wehrgruppe Quitzöbel erreicht.

Es gibt ganz links ein Wehr zur Elbe sowie weiter rechts zwei Wehre zum Gnevsdorfer Vorfluter (der letzten Havelmündung ca. 11 km flussabwärts). Das linke Wehr zur Elbe müssen wir umtragen, dazu gilt es, eine relativ hohe Böschung zu überwinden. Das Gelände ist hier nicht mehr flach, sondern sandig und hügelig. Die Elbe fließt mit 4-7 km/h, so dass eine Aufwärtstour für Normalpaddler nicht möglich ist.

Auf der Westseite der Elbe liegt die Stadt Werben, eine Brücke hinüber gibt es jedoch nicht. Wer dorthin möchte, nutzt die Gierfähre (Seilfähre) bei Räbel nahe Havelberg.

Ansonsten gilt hier wie überall an den Flusslandschaften: je breiter ein Fluss ist, umso seltener gibt es Fähren oder Brücken. Das hat in der Vergangenheit durchaus zu spürbaren kulturellen Unterschieden bis hin zu Feindschaften zwischen den Bewohnern geführt.

Wir wünschen allen, die diesen aussergewöhnlichen Fluss paddeln, eine schöne Zeit und viele Naturerlebnisse. Man muss ja nicht unbedingt ganz von Berlin aus paddeln. Man kann ja auch dort einsetzen, wo es etwas ruhiger ist, oberhalb von Plaue zum Beispiel.

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