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Gewässerbeschreibung Wakenitz-Schaalseekanal-Tour

Letzte Änderung: 10. September 2018

Kanufahren auf der Wakenitz nach oben

Map data © OSM (License)

Obwohl es eigentlich immer üblich ist, Fließgewässer in laufender Fließrichtung zu beschreiben, machen wir es hier andersherum. Damit wollen wir demonstrieren, dass das Fließen hier für eine gelungene Kanutour auf diesen prägnanten Gewässern in Schleswig-Holstein keine Rolle spielt. Wir setzen also in Lübeck an der Falkenstraße unser Paddelboot ein. Die Wakenitz ist hier mehr ein See, und tatsächlich ist das, was heute Wakenitz genannt wird, ein Stausee, der in frühen Zeiten für die Trinkwasserversorgung der Hansestadt Lübeck angelegt worden ist.

Wie in anderen reichen Städten auch üblich, stehen an den Ufern Millionärsvillen und auffallend schöne Bootshäuser in Gründerzeitarchitektur. Bemerkenswert sind ebenfalls die zahlreichen Badeanstalten. Auch das Wasser- und Schifffahrtsamt und die St. Konrad-Kirche beleben das Ufer. Den Dükerkanal rechts hinter den schönen Bootshäusern dürfen wir nicht mit unserem Kanu befahren, das ist nur Anliegern erlaubt, warum auch immer. Nach etwa 1200 Metern haben wir die Moltkebrücke erreicht, die die Stadtteile Marli und St. Jürgen miteinander verbindet.

Moltkebrücke in Lübeck bis B75 nach oben

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Unterhalb der Moltkebrücke ist die Wakenitz schon schmaler, und seine Ufer sind mehr bewachsen als beim Anfang der Wakenitz. Wir sehen den alten Wasserturm rechts auf uns zukommen, er liegt an dem großen Grundstück der Lübecker Wasserwerke, die hier auch ein eigenes Bootshaus für ihr Inspektionsboot haben.

Das Ende dieses Abschnitts wird durch das bombastische Bauwerk der Brücke bestimmt, die den St. Jürgensring mit der Wallbrechtstraße verbindet. Es ist hier sehr laut, und die Brücke verstärkt durch ihre konstruktiven Eigenheiten den Schall noch unnötig. Unter der Brücke kann man sehr gut einsetzen und auch mit vielen Fahrzeugen parken.

Am nordöstlichen Ufer beginnt eine Kleingartenkolonie, ein Wanderweg und viele Bootsliegeplätze. Der Chic der Stadt hat ein wenig der Natur Platz gemacht. Am Süd-Westufer gibt es auch einen Wanderweg, aber dahinter immer noch eine ausgeprägte Bebauung. Auch hier wohnen nicht die ärmsten Leute.

Spieringshorst nach oben

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Auf unserem nächsten Abschnitt paddeln wir unser Kanu an natürlichen Ufern entlang, ab und zu gibt es einen Kanuclub oder Wassersportverein, eine kleine Bootswerft und was sonst noch so üblich ist in den Wasserstädten. Einige Zonen der Uferbereiche sind durch dezente Sperrschilder als nicht befahrbar markiert. Rechts taucht eine Insel auf, man kann sowohl rechts als auch links vorbei paddeln. Diese Insel Spieringshorst ist teilweise für die Natur reserviert, teilweise bewohnt.

Links können wir in einer kleinen Bucht an einem kleinen Wanderweg im Stadtteil Eichholz anlegen und auf Bänken bequem pausieren. Vor der Eisenbahnbrücke und der parallel liegenden Wanderwegbrücke liegt links ein kleiner See, an dem ebenfalls eine Badestelle eingerichtet ist. Lübeck klingt allmählich aus, von jetzt an paddeln wir unser Kanu durch eine sehr natürliche Wakenitz. Die Ortsteile Strecknitz und St. Hubertus liegen südwestlich abseits des Gewässers. Sofern die ortsübliche Bezeichnung "Amazonas des Nordens" gerechtfertigt sein sollte, so fängt dieser hier an.

Spieringshorst bis Müggenbusch nach oben

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Ab hier darf der Paddler nicht mehr überall anlegen, und die Wakenitz darf auch nur von morgens 6:00 h bis abends 19:00 h gepaddelt werden. Offizielle Pausenstellen sind dort, wo die beiden Restaurants "Müggenbusch" und "Absalonshorst" liegen: ein paar andere Stellen, wo das Anlegeverbot wohl schwer zu vermitteln ist, wären die Uferbereiche, an denen der Wanderweg/Fahrradweg direkt vorbei führt. Auf gut Deutsch: was der Fahrradfahrer und Fußgänger darf, muss der Wasserwanderer ebenfalls dürfen. 

Wir paddeln unser Boot durch herrlichste Sumpflandschaft, die Nebengewässer an der Ostseite sind gesperrt. Die Wakenitz hat hier Flusscharakter, ist auch schon deutlich schmaler als im Stadtbereich. Einige kleine Wasserläufe und Gräbe speisen die Wakenitz, tragen jedoch nicht zu einer merklichen Strömung bei.

In Müggenbusch können wir anlegen, ein kleiner Kanal führt uns zum Restaurant und Biergarten. Auch die Ausflugsschiffe der Wakenitzlinien machen hier fest. Diese Schiffe fahren übrigens durchaus zivilisiert und verursachen so gut wie keine Wellen.

Müggenbusch bis Absalonshorst nach oben

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Durch üppige Vegetation paddeln wir hinter Müggenbusch weiter auf diesem sehr natürlich wirkenden Fluss, der in Wahrheit ein Stausee ist. Ab und zu fliegt ein Eisvogel von seinem Ansitz auf, eine Ringelnatter quert das Gewässer und Wasservögel wie Schwäne, Blässhühner, Stockenten, Haubentaucher oder Gänsesäger lassen es sich gut gehen. Im Sommer blühen viele Seerosen. Genug Raum zum Paddeln finden wir aber auch dann weiterhin. Nach 1,5 Kilometern haben wir das Ausflugsrestaurant / Biergarten "Absalonshorst" erreicht. Hier legen ebenfalls die Schiffe an.

Durch grüne Wildnis bis Rothenhusen nach oben

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Noch immer paddeln wir durch eine üppige, ursprünglich wirkende Natur. Am Ostufer liegen einige Nebengewässer, in die wir nicht hineinfahren dürfen. Rechts und links ragen immer noch hohe Erlen in die Luft, kaum eine feste Stelle lässt sich am Ufer ausmachen. Unser Glück wäre vollkommen, würde uns nicht von Zeit zu Zeit eines dieser düsenangetriebenen Verkehrsflugzeuge überfliegen. Das stört die scheinbare Idylle doch ganz gewaltig. Die Entspannung ist dann erst einmal weg, man fürchtet schon den nächsten Lärmangriff. Aber zum Glück ist die Lande- oder Startfrequenz nicht so hoch wie bei Großstadtflughäfen, man hat Zeit, sich zu erholen.

Abseits der Wakenitz liegt der Ort Groß Grönau, von dem man auf dem Wasser nichts bemerkt. Allerdings sieht man von jetzt an am westlichen Ufer immer mehr landwirtschaftliche Nutzung anstatt Sumpfwildnis. Im Osten ändert sich nichts, dort war ja auch früher die "Zonengrenze", die innerdeutsche Grenze zwischen zwei Wirtschaftsblöcken. Heute verläuft dort die Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern.

Nach zwei weiteren Kilometern kann es je nach Windrichtung und Verkehrssituation etwas laut werden, die A 20 quert die Wakenitz. Die Brücke selbst ist schallschluckend konstruiert, da sie eine Verbundbauweise aus Stahlträgern mit einbetonierten Zwischenteilen darstellt. Auch die Anschlußlager sind nicht so laut wie bei alten Konstruktionen. Es ist erträglich. So richtig romantisch ist sie jedoch auch nicht. Seitlich aus angrenzenden Autobahnanschlüssen dringt oftmals mehr Lärm zur Wakenitz hinunter als über die Brücke selbst.

Den Paddler beschleicht die Ahnung, dass es mit der Wakenitz bald vorbei sein wird, und so genießt man noch die letzten zwei Kilometer sehr natürliches Ostufer und landwirtschaftlich geprägtes Westufer mit etwa 20 Meter breitem Fluss dazwischen. Ein paar Häuser liegen den sanften Hang aufwärts, immerhin werden die Wiesen nur extensiv bewirtschaftet, man sieht diese "Teddykühe" (schottische Rinder).

Bald kommt die Brücke in Sicht, die Rothenhusen mit Utecht verbindet. Am Ostufer setzt sich die ausgedehnte Sumpf- und Bruchlandschaft fort, hinter der die Ufer teilweise steil ansteigen. Am Westufer gibt es auch einen kleinen Sumpf, bis sich das Gelände erhebt und bewaldet ist.

Rothenhusen nach oben

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Wir sind in Rothenhusen angekommen, vom Start in Lübeck / Falkenstraße sind wir etwa 14,5 Kilometer gepaddelt. Kurz vor der Verbindung der Wakenitz mit dem Ratzeburger Sees liegt das Wakenitz-Haus (Jugendheim Rothenhusen) Es ist Eigentum des Lübecker Kanuvereins LKV und wird vom Kanu-Center Krebs bewirtschaftet. Hier wird ein komfortabler Wasserwanderrastplatz zum Zelten mit Restaurant und Biergarten betrieben, man kann Kanus mieten und man kann nach vorheriger Buchung Zimmer bekommen. Die Betreiber sind sehr nett, und sie sorgen sehr flexibel und liebevoll für ihre Gäste. Einsetzen kann man sein Kanu ebenfalls, direkt neben der Straßenbrücke ist eine Holzverbau für das Einsetzen vorgesehen. Zum Parken muss man sein Fahrzeug allerdings ein paar hundert Meter entfernt auf einen großen Waldparkplatz stellen.

Ratzeburger See bis Buchholz nach oben

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Rechts liegt nun noch das Restaurant Fährhaus Rothenhusen, aber man darf dort nicht anlegen. Kanufahrer sind wohl unerwünscht. Vor uns liegt der Ratzeburger See, wir haben etwa 10 Kilometer bis zur Dominsel in Ratzeburg zu paddeln. Der See ist nur am Westufer etwas stärker besiedelt, im Osten ragen hauptsächlich hohe Wälder auf. Einige sumpfige Abschnitte gibt es ebenfalls. Außer an den vier offiziellen Pausenstellen darf man das Ostufer nur mit 50 Meter Abstand befahren. Hier liegen die Orte Utecht, Campow, Hoheleuchte, Kalkhütte (Campingplatz) und Römnitz (auch ein Campingplatz). Am Westufer findet man in kürzeren Abständen Anlandemöglichkeiten. Einsetzstellen mit Parkmöglichkeit gibt es in den Orten Gr. Sarau und Pogeez. Es folgt das Dörfchen Buchholz, wo wir auch einen Campingplatz finden.

Domsee und Dominsel nach oben

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Hatten wir bis Buchholz Schilfufer mit leichten Bruchwaldabschnitten, ist nun auch das gesamte Westufer ab Buchholz bewaldet. Wir paddeln unser Kanu direkt auf die Dominsel zu. Links der Badestelle mit dem ausladenden Anleger liegt die Fischerei Jobmann mit Restaurant / Biergarten und Imbissbetrieb. Hier können wir anlegen, essen und trinken und uns von der Fahrt über den See erholen, falls es etwas windig war.

Am Ostufer des Domsees finden wir die Segelschule von Herrn Morgenroth, wo wir Kanus (sowie Segelboote, Tretboote und die neuartigen Tretkajaks) mieten können. Wer auf dem Schaalsee paddeln möchte, kann hier ein Kanu mieten, das mit einer Erlaubnis-Plakette versehen ist. Für eine Zahlung in Höhe von 5,- Euro zusätzlich zum Mietpreis darf man hiermit den schleswig-holsteinischen Teil des Schaalsees paddeln. Für die 5,- Euro bekommt man einen Verzehrbon für den Biergarten und Imbiß "Kutscherscheune" in Groß Zechern.

Direkt neben dem Fischer gibt es einen Durchstich zum Küchensee. Wollen wir noch etwas von der Stadt sehen oder einkaufen, können wir um die Dominsel herum paddeln. Wir befinden uns in der Innenstadt von Ratzeburg, der Dom ist imposant und sehenswert. Verschiedene Anlegemöglichkeiten laden zum Pausieren ein. In der DJH können wir bei Bedarf übernachten. Auch beim Griechischen Restaurant können wir direkt anlegen und haben unsere Boote und Ausrüstung im Blick.

Küchensee nach oben

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Setzen wir unsere Kanutour auf dem umwaldeten Küchensee fort, kommen wir nach etwa 2,6 Kilometern an dessen südliches Ende. Eine Bojenreihe signalisiert uns das Ende, wir halten uns links und finden den Ausfluss des Schaalseekanals. Direkt daneben links setzen wir unsere Kanus auf unseren Bootswagen und schieben sie über einen Wanderweg durch schönen Mischwald. Wir wählen den Weg, der nicht zum Dorf Farchau und zum Kraftwerksgebäude führt, sondern den mittleren, sein Beginn wird durch einen E-Kasten rechts markiert.

Mit leichter Steigung schieben wir aus dem Wald heraus, rechts von uns liegen einige Wohnhäuser. Wir erreichen den Schaalseekanal, dessen Wasser hier links von uns auf einem hohem Damm bis zu seinem Absturz ins Kraftwerk fließt. Einsetzen können wir hier noch nicht, da es eine weitere Engstelle gleich mit zu umtragen gibt. So fahren wir den Weg neben dem Kanal bis zur Straße hoch, überqueren diese und nutzen die Einsetzstelle links, um unsere Wasserwanderung nunmehr auf dem Schaalseekanal fortsetzen.

Als Alternative könnten wir am Ende des Küchensees auch am Fähranleger aussetzen und über den Weg fahren, der zwischen den Gebäuden des Restaurant Farchauer Mühle hindurch führt. Wir kämen dann direkt am Teller der hier essenden vorbei. Der Vorteil ist: fast der gesamte Weg ist asphaltiert. Wenn man also sehr viel Gepäck hat oder einen schlechten Bootswagen, wäre es hier wohl besser.

Mit dem Kanu auf dem Schaalseekanal nach oben

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Wir setzen also an der Straßenbrücke Schmilau-Ratzeburg an einem guten Steg in den Schaalseekanal ein. Der Schaalsee verläuft hier auf einer Dammstrecke, die auf den folgenden drei Kilometern in den Jahren 2012 bis Ostern 2014 teilweise erneuert wurde. Nach etwa zwei Kilometern erreichen wir die Straßenbrücke Schmilau - Salem. Von dort aus paddeln wir unser Kanu noch weiter durch den Schaalseekanal, der ab hier schon durch schönsten Buchenwald führt. Die Ufer bestehen aus feiner Steinschüttung, das Wasser ist recht klar. Es herrscht eine leichte Gegenströmung. Die Böschungssteine dürfen nicht betreten werden, da ansonsten die Folienabdichtung beschädigt werden könnte.

Ab dem Wehr Söhren (ein Wassertor, das geschlossen wird, falls der Kanal ein Leck bekommt) sind wir in einem erheblich schmaleren Wasserlauf, der natürliche Ufer hat, die dicht und hoch bewachsen sind. Das bleibt so, bis wir nach knapp zwei Kilometern den Salemer See erreicht haben. Dieser schmale See weist am Südwestufer einen schönen Wald auf, nordöstlich liegt Salem. Hier ist ein weiterer Standort der Kanuvermietung "Segelschule Morgenroth" sowie eine Einsetzstelle mit Parkplatz und WC. Hinter dem Ort beginnt der riesige Campingplatz Salemer See, und ab da ist auch das nordöstliche Ufer bewaldet. Die Umgebung ist leicht hügelig, es ist recht still.

Salemer See bis Pipersee nach oben

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Der Salemer See liegt sehr windgeschützt zwischen hohen Bäumen, ebenso das Reststück des Schaalseekanals und der kleine Pipersee. An dessen Ende liegt am Nordufer eine gute Einsetzstelle an einem seichten Ufer. Die benachbarte Badestelle ist von der Gemeinde für das Einsetzen von Kanus gesperrt worden. Der Parkplatz wird sowohl von Badegästen als auch Wasserwanderern genutzt.

Noch hinter der Straßenbrücke Salem - Sterley liegt am letzten Abschnit des Schaalseekanals der Wasserwanderrastplatz der Kanustation "Kanu-Center Krebs", das "Schaalseecamp". Dessen Wahrzeichen ist ein Riesentarp für Gruppen und Veranstaltungen. Das Schaalseecamp eignet sich sehr gut als Anlauf- und Übernachtungspunkt für einen Tourenstart unserer Wakenitz-Schaalseekanal -Tour. Hier, fast direkt am Schaalsee, bekommt man ein richtiges "Wildnisgefühl", ein großes Biosphärenreservat und angrenzendes Naturschutzgebiet verbreitet hier schon kräftig seine urtümliche Aura. Tatsächlich befinden wir uns hier am Rande eines großen Naturarreals, das für seine enorme Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt bekannt ist.

Hier geht der Schaalseekanal in den romantischen Phulsee über, den man leider nicht mehr frei befahren darf. Der Phulsee ist schon Teil des Schaalsees, der für Paddler mit eigenen Booten gesperrt ist. Eine Genehmigung ist theoretisch (an mehreren Anlaufpunkten) zu bekommen. Einfacher ist es, sich hier beim Kanucenter Krebs oder bei der Segelschule Morgenroth in Salem oder Ratzeburg gegen eine geringe Gebühr eine Plakette zu beschaffen.

Wanderungen und Fahrradtouren von hier aus sind ebenfalls sehr zu empfehlen, vor allem zur mecklenburgischen Uferseite des Schaalsees.

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