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Gewässerbeschreibung Alte Havel-Oder-Wasserstraße (u.a Finowkanal)

Letzte Änderung: 29. Januar 2021

Kanu fahren auf der Alten-Havel-Oder-Wasserstraße nach oben

Map data © OSM (License)

Diese Bezeichnung haben wir erfunden, um den alten Wasserweg zwischen Havel und Oder im Bundesland Brandenburg beschreiben zu können. Dabei haben wir uns an die Bezeichnung "Havel-Oder-Wasserstraße", kurz auch HOW genannt, angelehnt, die die heutige moderne schiffbare Verbindung von Berlin Spandau bis Friedrichsthal/Westoder (oder evtl. bis Stettin) bezeichnet. Das ist der Kanal, der durch das Schiffhebewerk in Niederfinow führt.

Im Verlauf der Alten-Havel-Oder-Wasserstraße finden wir folgende Gewässerbezeichnungen: von Liebenwalde aus den Langen Trödel, den Werbellinkanal, den Werbellinsee, den Finowkanal, den Lieper See, den Oderberger See sowie die Alte Oder ab Oderberg.

Die beiden Seen um Oderberg wiesen bis zur Vollendung der Trockenlegung des Oderbruchs einen 3,5 - 5,6 m höheren Wasserstand auf. Das bedeutet, wir hatten bis ca. 1760 herum hier einen riesigen See, in den die Finow als Fortsetzung des ursprünglichen Finowkanals mündete. Aber auch danach gab es hier immer wieder große Überflutungen, deren Ursache man erst in den Griff bekam, als 1926/28 der Bau der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße vollendet und durch seinen niedrigen Wasserstand ein Abfluss des Wassers im Niederoderbruch fast so möglich wurde, wie es einst geplant war.

Die Alte-Havel-Oder-Wasserstraße wurde als Finowkanal kurz vor dem 30-jährigen Krieg bis Eberswalde gebaut, dann in jenem Krieg zerstört und nachher wieder erneuert. Sie ging 1749 erneut in Betrieb und wurde zu einer äußerst wichtigen Verkehrsverbindung in der Zeit der Industriealisierung Berlins und Umgebung.

Der Bau des Hohenzollernkanals zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der später Oder-Havel-Kanal genannt wurde, machte den Finowkanal weitgehend überflüssig, was dazu führte, dass die Schleuse Zerpenschleuse sofort zugeschüttet wurde und viele der übrigen Schleusen verfielen. Der gesamte Finowkanal wurde für die Schifffahrt stillgelegt. Erst nach umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen 1998 ist er wieder eröffnet worden und dient zur Hauptsache der Freizeitschifffahrt. Das WSA garantiert gegenwärtig eine Abladetiefe von 1.0 m.

Der Lange Trödel ist nicht mehr durchgängig mit dem anschließenden Finowkanal verbunden, da man nach und nach einige Brücken durch Dämme ersetzte und die Schleuse in Zerpenschleuse zugeschüttet hat. Im Herbst 2011 haben Arbeiten begonnen, den Langen Trödel wieder durchgängig befahrbar zu machen. Dafür müssen neben Fahrrinnenausbaggerungen und Uferberäumungen drei Klappbrücken und die Schleuse Zerpenschleuse neu gebaut werden.

Aktualisierung Mai 2013:

Es werden ab 14. Juni drei Brücken gebaut und es wird an der Schleuse gearbeitet. Der Lange Trödel selbst wird ab Frühjahr 2014 ausgebaggert, die Gehölze beschnitten und beräumt. Schwierigkeiten erwarten wir zunächst hauptsächlich im Bereich der ehemals zugeschütteten Schleuse, wo Paddler in die Havel-Oder-Wasserstraße übersetzen müssen, wenn sie zum Finowkanal paddeln möchten. Wir raten dazu, ab Liebenwalde südwärts zu paddeln und dann die HOW (auch Oder-Havel-Kanal genannt) zu benutzen, um in Ruhlsdorf zum Finowkanal zu gelangen.

Aktualisierung 2015: die Brücken sollen noch in diesem Sommer in Dienst gestellt werden, die Schleuse ist bereits im Mai fertig worden.

Aktualisierung September 2015: mit dem Kanu kommt man nunmehr unter allen drei Brücken hindurch, man kann bis zur neuen Schleuse paddeln und muss dann immer noch umtragen. Die Schleuse soll mit Beginn der Saison 2016 in Betrieb gehen.

Aktualisierung Juni 2016: am 16. Juni wurde der Finow-Kanal offiziell eröffnet, d.h., dass alle drei Brücken sowie die Schleuse Zerpenschleuse normal nutzbar sind. Am Rande erwähnt: Motorboote dürfen die Strecke zwischen Liebenwalde und Zerpenschleuse nur abwechselnd in einer Richtung befahren. Es gibt feste Einfahrzeiten.

Der Lange Trödel von Liebenwalde bis Zerpenschleuse nach oben

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In der neuen Marina Liebenwalde ("Stadthafen") können wir unsere Kanus an einem langen, niedrigen Schwimmsteg in den Langen Trödel einsetzen. Parkfläche gibt es gleich daneben. Beides ist kostenpflichtig, so dass die Alternative am gegenüber liegendem Ufer gerne genommen wird.

Als "Langen Trödel" bezeichnet der Volksmund den Finowkanal - Abschnitt zwischen Liebenwalde und Zerpenschleuse. Mit "Trödel" kann man einmal das langsame Vorankommen der früheren Frachtkähne assoziieren, es bezieht sich aber auch auf das Treideln, eben das Ziehen der Finowkähne mit Pferden und Menschenkraft von einem Treidelpfad aus (woanders auch Leinpfad genannt). 

Der Lange Trödel ist ein typischer Kanalabschnitt, wie man sie in Brandenburg häufig findet: umgestürzte Bäume, die Ufer nicht mehr klar vom Wasserweg zu trennen, eine reichhaltige Pflanzen- und Tierwelt. Meist ist das Wasser völlig klar, und man kann bei sonnigem Wetter den Fischreichtum dieses romantischen Kanalabschnitts bewundern. Nach Abschluss der Räum- und Instandsetzungsarbeiten im Jahr 2014 wird die Vegetation wohl einige Jahre benötigen, um wieder einigermaßen ansprechend zu sein.

Update 2015: man hat schonend geräumt, der Kanal sieht immer noch recht natürlich aus.

Am Ende des Langen Trödels liegt Zerpenschleuse, dort wurden in den Jahren 2014 und 2015 zwei Brücken und eine Schleuse gebaut. Die Schleuse steht mit Beginn der Saison 2016 zur Verfügung, die Brücken können seit Mitte September mit dem Kanu unterfahren werden. Alle brandaktuellen Infos finden Sie in unserer Gewässerübersicht. 

Der Finowkanal von Zerpenschleuse bis Finowfurt nach oben

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In Zerpenschleuse hätten wir uns bei einem Bäcker, einem Landmarkt sowie einer Tankstelle mit Lebensmitteln eindecken können, wir hätten auch Essen gehen können. Mit dem Bus wären wir auch mit Eberswalde bzw Liebenwalde verbunden. Unterhalb der neuen Schleuse finden wir uns auf einer Kuriosität wieder: es kreuzen sich die alte und die neue Verbindung zwischen Havel und Oder, der Finowkanal und die Havel-Oder-Wasserstraße (offiziell HOW), auch Oder-Havel-Kanal genannt.

Da es wenig Motorbootsverkehr oder nicht viel Berufsschiffahrt gibt und wenn, dann in größeren Abständen, ist die Kreuzung schnell überwunden. Der Finowkanal führt uns an Ruhlsdorf vorbei. Kurz darauf sehen wir links einen Kanal einmünden. Hier ist der lange Zeit zugeschüttete Teil des Werbellinkanals reaktiviert worden. Man kann von hier direkt bis in den Werbellinsee paddeln, wobei wir dann die HOW noch einmal kreuzen. (auch 2016 noch gesperrt wegen Baumängeln, womöglich längerfristig).

Es folgt die Schleuse Ruhlsdorf, wo ein ausgeruhter Schleusenwärter sich freut, endlich etwas für seine Mitmenschen tun zu dürfen. Man wird gefragt, ob noch andere Paddler im Anreisen sind, und wenn nicht und wenn keine Bergschleusung akut ansteht, öffnen sich für uns die Schleusentore (meist nur ein Tor, das zweite Bedien - Getriebe befindet sich gegenüber, es gab früher wohl 2 Schleusenwärter...). Man wird ebenfalls gefragt, ob man auch die nächste Schleuse noch passieren wird, und wenn man das bejaht, ist man dort angemeldet und wird bereits erwartet. Es gibt bisweilen Schleusenwärter, die uns Kanufahrer für motorisiert halten, und warten dann schon ungeduldigst auf uns: das ist jedoch die Ausnahme, die meisten sind nett und sehr hilfsbereit, vor allem, was Auskünfte anbetrifft.

Das Ufer der Finowkanals ist auf diesem Abschnitt wie dem gesamten Rest zwar befestigt, jedoch oft kräftig überwachsen, so dass man sich eher auf einem Fluss wähnt als auf einem Kanal. Überall zeugen Verbisse an Stämmen, abgenagte Zweige sowie Bibergleiten von der Anwesenheit der Biber. Eisvögel gibt es hier ebenfalls flächendeckend.

Es folgen noch die Leesenbrücker Schleuse und die Grafenbrücker Schleuse. Rechts vor der Grafenbrücker Schleuse können wir an einem kleinen Steg anlegen, um im Restaurant "Schleusengraf" Essen zu gehen. Dann haben wir schon fast den Wasserwanderrastplatz "Marina Eisvogel" (km 65,3) an der Hubertusmühle erreicht.

Einen guten Kilometer später passieren wir die Unterquerung der Autobahn A11, der Verkehrslärm ist recht gut abgeschirmt. Noch vor der Schleuse Schöpfurt liegt rechts der Flößerplatz vom Finowfurter Flößerverein (Flößermuseum).  Am Ende des Altarms gibt es einen kleinen Wasserwanderrastplatz.

Der Werbellinkanal nach oben

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Der Finowkanal ist, wie bereits erwähnt, bei Ruhlsdorf mit dem Werbellinkanal verbunden. Wenn wir diesen etwa 22 km aufwärts paddeln, gelangen wir fast bis Joachimsthal.

Der erste Abschnitt von Ruhlsdorf bis zum Oder-Havel-Kanal wurde in den letzten Jahren neu gebaut, nachdem der ehemalige Abschnitt hier mit dem Bau des Oder-Havel-Kanals zugeschüttet wurde. Viel Uferbewuchs gibt es noch nicht. Bei Marienwerder trifft der neue Abschnitt den Teil des alten südlichen Werbellinkanals, der noch als toter Arm existierte und einige Wasserwirtschaftsbetriebe beherbergte. Am Ende des ersten Kilometers gibt es eine Einsetz - und Pausenmöglichkeit. Bald queren wir die Havel-Oder-Wasserstraße und finden uns im schöneren Teil dieses kleinen Kanals.

Der alte Werbellinkanal vom Oder-Havel-Kanal nordwärts ist bis zum ersten See, dem Pechsteinsee, noch ziemlich schmal. Der Pechsteinsee ist nur klein, aber ein sehr natürlich wirkender See. Man kann von der Bundesstraße 167 aus in eine Nebenstraße einbiegen und erreicht dann die Einsetzstellen und die Sliprampen am Pechsteinsee.

Jetzt ist der Werbellinkanal schon viel natürlicher, es gibt rechts und links Wald, der uns am rechten Ufer sogar einen Pausenplatz gönnt. Bald zweigt rechts ein schmales Fließ ab, das uns nach einigen hundert Metern zum Grabowsee führt. Um konkret in den See zu gelangen, müßte man einmal umtragen bzw das Kanu über einen niedrigen Wanderwegsteg übersetzen.

Einen weiteren Kilometer später erreichen wir die Schleuse Rosenbeck. Sie wird in automatisierter Funktionsweise mit Selbstbedienung betrieben. Auf der Westsseite können wir diese Schleuse auch umtragen. Rosenbeck ist ein winziges Dorf hier im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin.

Der folgende kleine See wird Schleusenteich genannt. Am Ende kurvt hier der Werbellinkanal aus dem See heraus. Uns Wasserwanderern erscheint er durch den ihn umgebenden Wald wie ein natürlicher Fluss. Das bleibt glücklicherweise so bis zur kommenden Schleuse Eichhorst.

In Eichhorst gibt es sogar ein wenig Straßenlärm durch die Ortsdurchfahrt der B198. Die Schleuse ist ebenfalls eine Automatikschleuse, aber es ist kaum möglich, sie zu umtragen. Schleusungen werden in regenarmen Sommern nicht so oft ermöglicht, wie oben bereits angedeutet, so dass eine Tagestour mit dem Kanu hier für viele Wasserwanderer enden wird. Oberhalb der Schleuse Eichhorst gibt es eine Einsetzmöglichkeit mit Parkplatz.

Paddeln wir weiter, sind wir schon bald am Ende des Werbellinkanals angelangt, dessen letzte Kilometer immer noch durch Waldgegend verlaufen, der aber hier nur noch Schotterufer aufzuweisen hat. Bevor er in den Werbellinsee mündet, liegt links hinter der Wanderwegbrücke der bekannte Askanierturm. Er wurde im 19. Jahrhundert erbaut, in den letzten Jahren restauriert und ist für Touristen zugänglich. Den Schlüssel bekmmt man beim Wirt der Gaststätte "Wisent" in Eichhorst. 

Der Werbellinsee liegt ganz von Wald umgeben und erfreut seine Besucher durch klares Wasser. Bei Seglern und Motorbootfahrern ist er sehr beliebt, und bei niedrigen Windstärken mögen ihn auch die Paddler. An den Ufern gibt es etliche Badestelle, die als Pausenplatz oder Einsetzstelle nutzbar sind.

Die Dörfer Michen, Eisenau und Wildau liegen um den See herum, und der einzig größere Ort liegt an der Ostseite etwa in Seemitte: Altenhof als Teil der Gemeinde Schorfheide (Finowfurt) ist bereits ein traditioneller Erholungsort und bietet einige nette Gelegenheiten zum Essen gehen, eine Badestelle und einen kleinen Hafen. Es gibt einen niedrigen Steg für Wasserwanderer, eine Sanitäreinrichtung für Tagesgäste ist in Planung (Stand 2013).

Am Nordende des Werbellinsees liegt Joachimsthal, der Bahnhof ist nur knapp zwei Kilometer vom Werbellinsee entfernt. Vom Aussichtsturm Biorama ist ein weiter Blick über die Schorfheide möglich.

In Wildau gibt es einen Seglerverein, in der Nähe den Campingplatz "Am Spring". Es lohnt sich sehr, den Wald am Ostufer des Werbellinsees mit dem Fahrrad oder per Pedes zu erkunden. Am Westufer verläuft fast durchgehend parallel die Bundesstraße 198.

Der Finowkanal von Finowfurt bis Niederfinow nach oben

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Wir passieren nun die Schleuse Schöpfurt. Gleich dahinter kann man auch gut für einen Tourenstart einsetzen. Nach gut 1,5 Kilometer zweigt links ein Fließ ab, das uns zum Mäckersee und mit Umtragen sogar zum Oder-Havel-Kanal bringen würde. Ein paar hundert Meter vor der Schleuse Heegermühle liegt links im Stadtteil Finow in einem Altarm der Kanuclub Stahl Finow, der ebenfalls Übernachtungsmöglichkeiten bietet. Das Hafenbecken selbst ist hier zwar mit einer Slipanlage sowie langen Bootsstegen ausgerüstet, aber alles ist aus hartem Material gefertigt, so dass das Einsetzen hier nur eine Notlösung darstellen würde. Schade, verfügt der kleine Hafen doch über einen großen überdachten Sitzplatz! Ein paar billige Holzbohlen hier würden Gastfreundschaft symbolisieren.

Finow ist schon ein direkter Stadtteil von Eberswalde, einer Stadt, wo es alles zu kaufen gibt, was der Mensch benötigt: sogar mehrere Baumärkte gibt es hier und eben ein dichtes Netz an Verkehrsmitteln, auch zur Verbindung mit Berlin (stündliche Bahnanbindung).

Es folgen noch die Schleusen Wolfswinkler Schleuse, eine Hubbrücke, die Drahthammer Schleuse sowie Kupferhammer Schleuse. Unterhalb der Drahthammerschleuse können wir rechts anlegen, um zum Schleusenkrug (Biergarten, Restaurant) zu gelangen. Er bietet ebenfalls Zugang zum Familienpark Eberswalde, einem Erlebnispark für alle Generationen. Kurz vor der Stadtschleuse finden wir rechts neue Anlegemöglichkeiten (leider nur aus Beton), die Stadt hat sich hier mit ihrer Stadtpromenade zum Finowkanal hin geöffnet.

Noch ehe wir es so richtig begriffen haben, sind wir auch schon in der Eberswalder Schleuse (Stadtschleuse). Diese ist im Gegensatz zu den anderen Schleusen ein Neubau mit davor liegendem großen Wendebecken. Es wird wohl nur für Arbeitsschiffe genutzt, aber Yachten von Frühaufstehern können hier auch gut festmachen, bevor sie mit der ersten Schleusung den Weg über den Rest des Finowkanals zur Oder antreten können. Mit dem Kanu kann man zur Not links direkt vor der Schleuse aussteigen.

Die Durchfahrt durch Eberswalde ist überraschend natürlich, hier und dort gibt es ein paar Ausstiegsmöglichkeiten, u.a. auch am Restaurant "Lido" ("Haus am Finowkanal"), das von beeindruckender Architektur direkt am Wasser errichtet steht.

Unterhalb der Eberswalder Schleuse finden wir auch die einzige gute Einsetzmöglichkeit, die mit einem Fahrzeug anzufahren ist. Da kann die Stadt Eberswalde noch Entwicklungsarbeit leisten, indem sie weitere und vielleicht bessere Einsetzstellen schafft. Auch könnte man hier gut "Kanusafes" einrichten, indem man auf dem Gelände der Schleuse kleine Drahtverschläge einrichtet, in die man Kanus samt Ausrüstung "sperren" kann, um einen Stadtbummel unternehmen zu können.

Die letzte Schleusung auf diesem Finowkanal-Abschnitt erfolgt in der Ragöser Schleuse, dann haben wir bald den kleinen Ort Niederfinow erreicht: der örtliche, moderne Wasserwanderrastplatz lädt zum Übernachten ein. Es folgt die Schleuse Stecher, und bald darauf treffen wir auf das Dorf Niederfinow, wo es in der Nähe einen Bahnhof gibt (Hohenfinow, Struwenberg).

Niemand sollte versäumen, hier das nahe Schiffshebewerk zu besichtigen. Wer das verpasst, ist selbst schuld daran, eines der größten Ingenieurleistungen des vergangenen Jahrhunderts nicht aus der Nähe in Augenschein genommen und bestiegen zu haben. Wenn man Glück hat, wird gerade einer der großen Flusskreuzer 36 Meter gehoben oder gesenkt, der so stramm in die Wanne hinein paßt, dass seitlich noch gerade 30cm Luft und vorne und hinten je 1 Meter übrig ist. Natürlich wurden diese Schiffe eigens nach dem Maß des Hebewerkes gebaut, einem kuriosen Zufall begegnen wir hier nicht.

Auch das kulinarische Angebot läßt an diesem Ort niemanden darben, es gibt Essen, Trinken und Eis für verschiedene Einkommen und Ansprüche.

Direkt neben dem Schiffhebewerk entsteht ein neues, das erheblich längere Wasserfahrzeuge bewegen kann. Schubverbände müssen dann nicht mehr getrennt werden, um den Höhenunterschied überwinden zu können. Das bisherige Hebewerk wird als Touristenattraktion weiterhin bestehen bleiben.

Von Niederfinow bis Hohensaaten nach oben

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Von Niederfinow an ändert sich der Charakter dieses Wasserweges völlig: waren wir bisher in einem relativ schmalen Kanälchen unterwegs, schwimmt unser Kanu jetzt bis zur Schleuse Liepe auf einem breiten, völlig geraden Kanal, dessen Wasserspiegel mit den umgebenden Wiesen beinahe höhengleich ist oder sogar höher. Die Fahrrinne ist ab jetzt durch Tonnen abgetrennt, man hat einen relativ weiten Blick in die Umgebung. Wir sind gerade vom Barnim ins Oderbruch gepaddelt. Bis hierher reichte früher das Oderbruch, jenes Binnendelta der Oder, von dem heute nur noch klägliche Reste übrig geblieben sind. Wenn stärkerer Wind herrscht, sind wir dem jetzt schutzlos ausgeliefert. Es sind jedoch nur 2,4 km bis Liepe, wo wir die letzte von 13 Schleusungen im Finowkanal genießen dürfen.

Der Finowkanal ist ab jetzt mit dem Oder-Havel-Kanal zusammengeführt. Wir blicken auf das imposante alte (und noch aktuelle) Schiffshebewerk sowie den großen Neubau daneben. Wir könnten ihm auch entgegenpaddeln, dort anzulegen ist jedoch kaum möglich und die Boote zu sichern schon gar nicht. Daher empfehlen wir, beim Besuch des Wasserwanderrastplatzes Niederfinow (Triangeltours) das Kanu liegen zu lassen, um zu Fuß zum Schiffshebewerk zu wandern. Ersatzweise könnte man auch bei der Schleuse Liepe aussteigen.

Paddeln wir weiter, sind wir immer noch auf einer Bundeswasserstraße unterwegs: wir haben bis zum Beginn des Oderberger Sees knapp 4 km Oder-Havel-Kanal, der hier wie ein alter Flusslauf wirkt: er wird "Lieper See" genannt, ist wenig breit, hat natürliche Ufer, seeartige Ausbuchtungen und eine Austonnung der Fahrrinne. Dazu können wir wieder hohen Uferbewuchs und teilweise ansteigende Ufer genießen, die uns in den meisten Situationen genügend Windschutz bieten.

Links ragt das Ufer durch sandige Höhenzüge des Barnim immer höher auf. Rechts, also in Richtung Süden blickend, liegt das Niederoderbruch, der bereits erwähnte Rest des wirklichen Oderbruchs als Auenlandschaft des Oder-Binnendeltas. Der Lieper See und der Oderberger See waren vor der Trockenlegung des Oderbruchs erheblich größer und von dem Hauptarm der Oder durchflossen, bis dieser östlich Hohenwutzen umgeleitet wurde (neuer Oder-Kanal von Güstebieser Loose bis Hohensaaten). Mit anderen Worten: bis zum Oderdurchstich zwischen Güstebieser Loose und Hohensaaten im Rahmen der Trockenlegung des Oderbruchs reichte die Oder bis Niederfinow. Der Wasserspiegel lag auf dem Niveau der Ostoder, also nach heutigen Messungen bei etwa 3,0 Metern.

Wir erreichen mit unserem Kanu den Oderberger See. Ab und zu treffen wir ein motorisiertes Fahrzeug, aber von viel Schiffsverkehr kann man auch hier nicht reden. Wir müssen uns nur an den folgenden schmalen Stellen darauf einrichten, dass es zeitweilig eine eventuell unangenehme Gegenströmung gibt, die von Schubverbänden erzeugt werden, wenn diese uns überholen.

Der Oderberger See (nur 1,1 m über NN) ist durchschnittlich nur etwa 750 Meter breit und 1,5 Kilometer lang, so dass wir schnell die Stelle erreichen, an der die Alte Oder (Wriezener Alte Oder, Landeswasserstraße) Oderberg erreicht und nach Osten abknickt. Das folgende Wassersystem wird nun also bis zum Ereichen der Stromoder in Hohensaaten auch als Alte Oder bezeichnet. Es ist Teil der Havel-Oder-Wasserstraße.

Die Kleinstadt Oderberg, als alte Schiffer- und Flößerstadt ehemals mit großen Sägewerken gesegnet, wurde dergestalt ans hoch aufragende Odernordufer gebaut, dass man sich eher in einem Mittelgebirge als im Norddeutschen Tiefland wähnt. Die Ufer erheben sich bis zu 118m ü-NN (Pimpinellenberg, kann bequem von Liepe aus erwandert werden).

In Oderberg gibt es eine Kanuvermietung (auch konzessioniert für Personentransport), ein Binnenschiffermuseum gleich daneben und einen Wasserwanderrastplatz mit WC. Einkaufsmöglichkeiten sind vorhanden, es gibt auch Übernachtungsmöglichkeiten für fast alle Ansprüche. Die Bahnstrecke hat man jedoch leider stillgelegt, ein Verbrechen an der Menschheit, nur um den Bau einer neuen Brücke einzusparen, wie wir glauben (das gleiche gilt auch für Liebenwalde!! Dafür sollten die Verantwortlichen bestraft werden).

Anlegen, um die Stadt zu besuchen, kann man nur am Puschkinufer direkt neben der Straßenbrücke (Nordufer) oder am WWR oder man fragt nett bei der örtlichen Kanuvermietung ("Kanuverleih Oderberg") neben dem Museumsdampfer "Riesa" an. Die Mitarbeiter dort sind sehr hilfsbereit. Sie vermitteln dem Paddler bei Bedarf auch Zimmer in verschiedenen Preisklassen.

2,5 km unterhalb Oderberg liegt rechts direkt neben einer alten Werft die Marina Oderberg, wo wir sowohl zelten als auch in einem Ferienzimmer übernachten können. Moderne Sanitäranlagen, gute Gastronomie sowie Sitz- und Freizeitmöglichkeiten sind hier für das Wohl der Skipper und Paddler eingerichtet worden.

Bis Hohensaaten paddeln wir noch etwa 5 km. Wollen wir weiter reisen, müssen wir uns für eine der beiden Wasserwege entscheiden: zur "Stromoder" nehmen wir die Ostschleuse (ca. 1,9 m bergauf), wollen wir (fast) ohne Strömung unterwegs sein, entscheiden wir uns für die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße, kurz HoFriWa genannt, erreichbar über die Westschleuse (ca. 0,80 m bergab.

Aus sehr praktischen Erwägungen könnten wir z.B. zuerst die Stromoder abwärts bis zur Schwedter Querfahrt paddeln, wo wir meistens hinreichend Strömung nutzen können, und dann (nach Übernachtung) ab Schwedt die HoFriWa aufwärts, um zu unserem Fahrzeug zurück zu gelangen. Für Faltbootfahrer eignet sich Schwedt auch gut als Anfangs- oder Endpunkt einer Oderpaddeltour, da es hier gute Bahnverbindung in alle Richtungen gibt. Das gilt jedoch auch für Gryfinow und Stettin. Einen Wasserwanderrastplatz gibt es an der HoFriWa auch in Stolzenhagen, den Caravanplatz mit WC und Dusche, ebenso wie in Schwedt (im Holzhafen). Wild zelten ist an der Stromoder (Oder/Odra) nicht möglich, jedenfalls nicht auf der deutschen Seite zwischen Hohensaaten und Schwedt, da wir uns im Nationalpark Unteres Odertal befinden. Über die polnische Seite können wir diesbezüglich keine Aussage treffen.

Wer in Oderberg nächtigt, kann sehr gut an einem Tag bis Hohensaaten und zurück paddeln. Ebenso bieten sich Ausflüge in Richtung Wriezen an, um die Alte Oder nach dort zu erkunden. Es gibt auch hier sehr viele Möglichkeiten, sich auf dem Wasser fort zu bewegen und die üppige Natur zu genießen. Ganz besonders sei hier die Stromoder zu empfehlen, ein sehr einsamer Fluss, der besonders in dieser Gegend sehr wenig genutzt wird. Demzufolge gibt es auch keine Infrastruktur, so dass man ständig improvisieren muss, etwas für den Abenteurer in uns also oder als Vater- und Sohntour.

Auch eine mittelgroße Rundtour von Berlin aus ist möglich: den Oder-Spree-Kanal bis Eisenhüttenstadt zur Oder paddeln, dann mit 5-7 km/h Strömung (und flussabwärts abnehmend) bis Schwedt, über die HoFriWa und die Alte-Havel-Oder-Wasserstraße wieder zurück nach Berlin. Dafür sollte man je nach Wind, Kanu und Kondition 10 - 14 Tage ansetzen. Eine kleinere Rundtour wäre, die Stille Oder / Mucker bis Zollbrücke hoch zu paddeln um dort in die Stromoder umzusetzen und zum Einsetzort (z.B. Oderberg) zurückzupaddeln.

Das FlussInfo-Team hat sich mit dem Kanu auf allen genannten Gewässern der Region umgesehen und war an den meisten Strecken mehrfach: immer wieder sind wir von der reichen Tier - und Pflanzenwelt überrascht worden. Es lohnt sich sehr, die Oder-Gewässer sowie alle zuführenden und umliegenden Gewässer mit dem Kanu zu erkunden. Dazu zählen wir auch die Polderlandschaft zwischen den beiden Haupt - Oderläufen, sowohl im Nationalpark Unteres Odertal als auch in Polen.

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