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Gewässerbeschreibung Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße und Westoder

Letzte Änderung: 4. April 2022

Kanufahren auf der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße nach oben

Map data © OSM (License)

Die Entstehung der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstrtaße hängt direkt mit den Problemen zusammen, die die Trockenlegung des Oderbruchs mit sich brachte. Das Oderbruch erstreckt sich vom Reitwein bis Liepe/Oderberg. Es wurde von der Mitte des 18. Jahrhunderts an trockengelegt. Durch die damit verbundenen Begradigungen vieler Oderschleifen kam es in den bisherigen Gebieten des Niederoderbruchs bei Oderberg und vor allem im unteren Odertal zu erhöhtem Wasseraufkommen. Um trotzdem das untere Odertal landwirtschaftlich nutzen zu können, musste man jetzt auch dort zu drastischen Maßnahmen greifen. Allerdings war der Bau der HoFriWa ebenso wichtig als Funktion eines Vorfluters für das gesamte Oderbruch.

Um den niederen Teil des Oderbruchs richtig trockenlegen zu können, benötigte man also diesen Vorfluter, der niedriger lag als das Oderbruch z.B. bei Bralitz oder Oderberg (dort etwa 1,1m über NN).

Diese niedrige Höhe erreicht die Ostoder erst etwa bei Friedrichsthal /Widuchowa, und daher entschloß man sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts, einen Kanal zu bauen, der zwischen Hohensaaten und Friedrichsthal auf dieser niedrigen Höhe ("Wasserhaltung") bleiben konnte und daher in der Lage war, das Wasser des Nieder-Oderbruchs im freien Gefälle abzuleiten.

Als Nebeneffekt ergab sich daraus eine durchgängig befahrbare Schifffahrtsstraße bis Stettin ohne Wassermangel im Hochsommer. Für die Kanaltrasse nutzte man teilweise vorhandene Oderarme und die Welsemündung, teilweise legte man die Verbindungen auch ganz neu an. Der Aushub diente als Deichbaumaterial und teilweise auch, um Oder-Altarme zu verfüllen. In jener Situation musste allerdings zunächst die Ostoder begradigt werden.

Diese so entstandene Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße mit der daran anschließenden Westoder eignet sich gut für Kanu-Rundtouren mit der Ostoder, da es meist wenig Strömung gibt. Man wird sie auch gerne nutzen, um Übernachtungsmöglichkeiten in Stolzenhagen, in Schwedt, in Gartz, Friedrichsthal oder in Mescherin aufzusuchen. Ein weiterer Vorteil dieser westlichen Oder liegt darin, dass man teilweise nahe der Odersteilhänge paddelt, was immer wieder schöne Ausblicke gewährt. Das trifft besonders auf den Abschnitt Lunow bis vor Criewen sowie Gartz bis Mescherin zu ("Gartzer Schrey").

Besonders empfehlen wir folgende große Kanu-Rundtour: Start in Oderberg, durch die Ostschleuse in Hohensaaten auf die Ostoder (Stromoder), diese bis Gryfino, quer durch die Polder nach Mescherin und auf der Westoder und Hohensaaten-Friedrichsthaler Wassertraße zurück.

Es gibt zwischen beiden Oderströmen folgende Querverbindungen zum Wasserwandern mit dem Kanu:

  1. von Ognica bis Schwedt die "Schwedter Querfahrt"
  2. von Widuchowa bis Friedrichsthal die "Marienhofer Querfahrt"
  3. von Gartz durch die "Stara Regalica" und "Mata Regalica" zur Ostoder nahe dem Kraftwerk vor Gryfino Dolna Odra
  4. von Gryfino nach Mescherin durch die Polder mit dem "Kanal Gryfinski"
  5. innerhalb Stettins ist die Ostoder (an deren Ende) wieder mit der Westoder verbunden.

Es sind also unterschiedlich lange Kanurundfahrten möglich, von ein paar Stunden bis hin zu einer Wochentour ist vieles machbar. Natürlich kann man auch ganz über Stettin eine sehr große Runde paddeln.

Bislang ist es so, dass es auf der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße und der Westoder mehr touristische Infrastruktur gibt als an der Ostoder, die ja auf der polnischen Seite liegt. Es gibt jedoch erste Anzeichen, dass auch polnische Unternehmer verstanden haben, dass man mit Tourismus Geld verdienen kann. Erste Investitionen sind erfolgt, man darf gespannt sein, wie sich die Dinge entwickeln.

Zur Infrastruktur in der Oder-Landschaft überhaupt sei bemerkt, dass sich die meisten Anbieter bisher nur Motorbootfahrer als Wasserwanderer vorstellen konnten. Daher sind kaum niedrige Stege vorhanden. Wir tun unser Möglichstes, damit die Einsichten wachsen, dass es auch viele Kanuwanderer gibt, die diese interessanten Wasserwege gerne paddeln würden, wenn ein Mindestmaß an Infrastruktur vorhanden wäre und die örtlichen Anbieter (vor allem die Städte)  mehr Kanufreundlichkeit zeigen würden.

Wir denken, dass die neu hinzu kommenden Anbieter den alt Eingesessenen gute Vorbilder sein werden. Das ist fast überall so gewesen, auf diese Weise hat sich in anderen Kanuwanderregionen meist eine gut funktionierende Infrastruktur für Wasserwanderer mit dem Kanu entwickeln können. Es wird hier nur etwas länger dauern.

Die HoFrieWa von Hohensaaten bis Lunow nach oben

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Um in Hohensaaten in die HoFrieWa (Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße) zu gelangen, nutzt man die Westschleuse. Eine Einsetzmöglichkeit unterhalb der Schleuse gibt es in Hohensaaten nicht, also setzen wir im Hafen von Hohensaaten ein und paddeln zur Westschleuse. Als Kleinfahrzeug haben wir links an einem speziellen Wartepunkt zu halten, ggf. sollten wir uns per Handy unter derTelefonnummer 033368 - 223 anmelden. Es gibt auch eine Sprechanlage, die wir als Paddler aber nicht ohne zu klettern erreichen.

Der Kanal ist tief in das umgebende Gelände eingeschnitten, rechts und links stehen hohe Bäume, meist Kiefern. Rechts beginnt das Gebiet des Nationalparks Unteres Odertal, man hält es aber bislang nicht für nötig, diesen Sachverhalt den Nutzern des Kanals mitzuteilen. Das gilt auch für die ganz nah östlich von uns fließende Oder (Stromoder und Ostoder genannt, polnisch Odra), auch dort findet sich kein Schild.

Das Gelände zwischen den beiden Oderläufen ist hoch, so dass zunächst kein Deich erforderlich ist. Die HoFrieWa führt uns dann bald an einem großen Kiesabbaugebiet vorbei, das Teil der "Lunower Heide" ist, einer etwa 18 qkm großen Kiefernplantage. Das Kiesabbaugebiet selbst ist etwa 2 qkm groß, in der Mitte liegt ein kleiner See mit Rohrverbindung zur HoFrieWa. Eine Bucht bei km 95,5 verrät seine Lage. Gleich dahinter befinden sich alte Spundwände, die jederzeit wieder zur Kiesverladung genutzt werden können.

Direkt an der kleinen Bucht können wir das linke Ufer für eine Pause betreten. Spätestens jetzt dämmert uns, dass es an dieser Wasserstraße nur wenig Ausstiegsmöglichkeiten gibt, da die Ufer meist mit grobem Schotter befestigt sind. Da heißt es immer wieder flexibel sein und improvisieren.

Rechts am hohen Ufer steht noch immer Wald, den wir aber mangels Anlandemöglichkeit nicht für eine Pause nutzen können.

Rechts von uns beginnt bald der "Stützkower Trockenpolder", einer der vier Hauptpolder des Nationalparks und der einzige, der nicht geflutet wird. Die Ufer der HoFriWa sind jetzt niedrig und meist befestigt. Bisweilen wurden aber auch die natürlichen Sumpfufer belassen und bieten eine schöne Abwechslung. Man sieht hier im Sommer von Blutweiderich bis Merk fast alle verbreiteten Sumpfstaudenarten. Etwas abseits entdecken wir bei km 97 links einen Aussiedlerhof, ansonsten ist die Landschaft unbesiedelt.

Kurz vor Lunow liegt noch ein kleiner Altarm. Die Anwohner nutzen diese Stelle, wo es keinen Uferschotter gibt, als Liegeplätze für ihre Angelkähne. Bei mittleren Wasserständen können wir hier provisorisch das Ufer erreichen. Dann haben wir aber auch bald Lunow erreicht, der kleine Ort kündigt sich schon von Ferne mit seiner typischen Straßenbrücke an. Diese dient der landwirtschaftlichen Polderbewirtschaftung, den Deich pflegenden Schäfern, dem Landesumweltamt und der Naturwacht sowie dem Tourismus. Der Oder-Neiße-Radweg führt genau hier über die Polderdeiche.

Von Lunow bis Stolpe nach oben

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Lunow bietet zwar Restaurants, einen Landmarkt und sogar einen Sparkassenautomaten, anlanden kann man mit Kleinbooten allerdings nicht. Es gibt nur eine sehr hohe Stahlspundwand für Fahrgastschiffe. Wir empfehlen daher dringend, hier eine Einsetzstelle (Schwimmsteg) einzurichten. Dann können wir Kanutouristen die vorhandene Infrastruktur auch nutzen. Wir können allerdings etwa 120 Meter vor der Brücke an einer seichten Stelle anlanden, allerdings müssten wir diese Stelle erst einmal finden. Zum Glück strömt die HoFrieWa nicht, so dass wir auch zurück paddeln können zum Suchen.

Während das rechte Ufer niedrig bleibt, wenngleich auch oft von Weiden und Sumpfpflanzen bewachsen, beginnt gleich hinter Lunow das Gelände links anzusteigen: der "Langer Berg" erreicht etwa 68 Meter, liegt allerdings ein Stück vom Ufer entfernt. Direkt links neben uns liegt noch ein Altarm mit entsprechendem Sumpfgelände ("Hölzchensee" genannt).

Dann sehen wir schon die 2008-2009 neu erbaute Brücke von Stolzenhagen. Davor liegt links der kleine Campingplatz "Caravanplatz Stolzenhagen". Um ihn erreichen zu können, paddeln wir hinter der Brücke links in den kleinen Hafen und landen mangels niedrigem Steg (es gibt nur Schwimmstege für Motorboote) an der Slipanlage an, wobei Pflanzen unser Kanu vor zu harten Berührungen schützen können. Das hohe linke Ufer bleibt uns noch eine Weile erhalten, es ist komplett mit alten Laubbäumen bewachsen. Wir zählen es zu den schönsten Abschnitten der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße. Schon von weit her erkennen wir den "Stolper Turm". Nach ca. 3,5 Kilometern sind wir vor der Brücke in Stolpe. Hier ist es möglich, über eine Gummirutsche die Kanus an Land zu ziehen. Vorsicht, nicht auf das Gummi treten, da es sehr rutschig ist. Es gibt Sitzplätze, einen nahen Kinderspielplatz und sogar Infotafeln zum Nationalpark und zum "Stolper Turm", auch "Grützpott" genannt.

Besondere Empfehlung füe eine Landpartie:

Es lohnt sich sehr, an einer Turmführung teilzunehmen, besonders die Aussicht vom Dach des restaurierten Turms ist grandios, man kann noch sehr weit in den polnischen Landschaftsschutzpark Zehden (Cedinski Park Krajobrazowy) hinein schauen. Die Führungen werden vom Dorfverein Stolpe organisiert, Anfragen bitte unter 033338 - 566 oder -528.

Ansonsten gibt es eine Gaststätte sowie ein Hotelrestaurant in Stolpe. Von hier aus bis zum Nationalparkhaus in Criewen kann man den Oder-Wanderweg auch fast direkt am Ufer wandern, gerade der folgende Abschnitt von Stolpe bis Stützkow sei von uns sehr empfohlen, da gerade er immer wieder außer der Stille sehr schöne Ausblicke über das schöne Odertal ermöglicht. Teilweise ist der Weg in den steilen Hang hinein terrassiert worden, Höhepunkte im wahrsten Sinne bilden ein offener Sandhügel von 52 Metern bei Neu-Galow sowie der Richterberg in Stützkow.

Letzterer erhielt 2009 einen neuen Aufstieg, den Blick störende Robinien wurden in Treppenteile verwandelt, die einen sicheren Weg nach oben ermöglichen. Oben steht eine Bank mit Tisch, ein stiller Picknickplatz mit hervorragender Aussicht.

Von Stolpe bis Criewen nach oben

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Von Stolpe bis Stützkow sind es nur etwa 4 Kilometer. Wir sind bereits an den Karpfenteichen vorbei gepaddelt. Am Altarm, der "Stolper Strom" genannt wird und der mit einem von Norden kommenden Abzugsgrabensystem verbunden ist, steht ein bedeutendes Pumpwerk. Dessen hoher Schornstein verrät uns, dass hier in früheren Zeiten mit Dampfkraft statt wie heute mit elektrischer Energie gepumpt wurde. Dieses Pumpwerk ist das einzige im "Stützkower Trockenpolder", und es hält den Wasserstand hier so niedrig, dass das Weideland (und teilweise sogar Ackerland) ganzjährig befahrbar ist. 

Wir unterqueren in Alt-Galow wieder eine Brücke. Die Weide dahinter sieht zwar gut aus zum Anlanden, es weidet hier aber meistens eine Rinderherde, was uns davon abhalten könnte oder sollte. Rechts von uns werden die Ufer immer wilder, dann sehen wir den Altarm, der vor dem Deich liegend für Abwechslung sorgt. Er liegt parallel zur HoFrieWa und ist fast 800 Meter lang. Das Hineinpaddeln ist nicht legal, da wir dann im Nationalpark paddeln würden. Aber auch der Blick hinein lässt uns staunen, was für eine Vielfalt an Wasserpflanzen hier eine Heimat gefunden hat. Auch der Biber bewohnt dieses Gebiet wie auch ansonsten die gesamte Fläche des Odertals.

Direkt vor der Brücke Stützkow biegt ein weiterer Altarm der Oder ab, der wie die anderen zum früheren sehr ausgeprägten Binnendelta der Oder gehörte: er ist Teil der südlichen Kanustrecke, die vom Nationalpark zwischen 15. Juli und 14. November unter der Führung zertifizierter Kanuführer genossen werden darf.

Kurz vorher liegt links ein Schwimmsteg. Er ist leider recht hoch, ermöglicht aber immerhin das Aussteigen aus Kanadiern. Es wurde ein kleiner Pausenplatz mit Tisch und Bank eingerichtet. Mit Kajaks kann man evtl. am Ufer im kleinen "Hafen" aussteigen, es liegen dort eingewachsene Rasensteine. Um den Richterberg zu erklettern, wäre hier der richtige Platz, man wandert ca. 500 Meter nach Nordosten, um den Anstieg zu finden.

Wenn wir unsere Kanutour fortsetzen, sehen wir für die nächsten knapp drei Kilometer links immer noch hohes Ufer: es sind die "Densenberge", die sich hier zwar nur etwa 29 Meter hoch über unser Ufer erheben, im Gelände dahinter jedoch stattliche 72 Meter erreichen. Sie bilden die bekannten Quellhangmoore aus und gehören zum Nationalpark Unteres Odertal. Auch die Densenberge sollte man zu Fuß erleben, wir haben hier eine erstaunliche Wildnis um uns herum mit viel Totholz, nassen Senken und quellenden Hängen.

Am Ende der Densenberge liegt Criewen. Es erscheint der bekannte Linne-Park mit den Gutsgebäuden, in denen die Nationalparkverwaltung und die Naturwacht untergebracht sind. Es gibt ein Wirtschafts-, Büro-, Tagungsgebäude sowie die Nationalpark-Ausstellung mit ihrem bemerkenswert großen Aquarium voller Oderfische. Bei km 114 können wir bequem anlanden und unsere Kanus über einen niedrigen Anleger aus dem Wasser ziehen. In Criewen gibt es Pensionen und ein Restaurant-Cafe direkt am Gebäude der Nationalparkausstellung.

Naturführungen und Naturreisen nach oben

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Wer die Odergewässer und das Odertal nicht auf eigene Faust erkunden, sondern sich qualifizierten Führungen anschließen möchte, kann bei folgenden Personen und Organisationen an ruhigen, aber aufregenden Exkursionen und Kanureisen teilnehmen:

Es werden sowohl einzelne Führungen als auch mehrtägige Reisen angeboten. Bei letzteren werden Übernachtungen und Verpflegung organisiert.

Von Criewen bis zur Schwedter Querfahrt nach oben

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Um den Nationalpark Unteres Odertal einmal alternativ zu erkunden, empfehlen wir von Criewen aus den schönen Wander- und Fahrradweg in die Polderlandschaft, die wir hier über eine Brücke zu Fuß oder mit dem Fahrrad bequem erreichen können. Über etwa 11 Kilometer führt er uns über den Westdeich, den Auenpfad und einige Querwege von der HoFrieWa durch die Polderlandschaft zur Ostoder und zurück. Wer Glück hat, kann dabei viele Vögel wie Seeadler, Rot- und Schwarzmilane, Weiß- und Schwarzstörche und sogar Fischadler beobachten. Der Wachtelkönig ist hier nicht selten, allerdings hört man ihn mehr als dass man ihn zu sehen bekommt.

Haben wir Criewen verlassen, taucht links bald ein anderes Gutsdorf auf: wir paddeln an Zützen vorbei. Eine vernünftige Anlegestelle für Kanus gibt es nicht, und obwohl es in Zützen ein Restaurant gibt, werden wir daher vorbei paddeln müssen. Die nächsten 4 bis 5 Kilometer gehören nicht gerade zu den Highlights dieser Kanureise, aber dafür sind sie auch schnell vorbei. Wir paddeln auf einem graden Stück Kanal, rechts und links gibt es nur Rasen. 

Wo die Gebäude von Schwedt größer zu werden scheinen, liegt rechts bei km 19,5 am Ende des Altarms mit Namen "Alte Oder" ein bedeutendes Schöpfwerk, das ebenfalls früher mit Dampfmaschinen betrieben wurde und den charakteristischen Schornstein aufweist. Kurz dahinter können wir links in den "Holzhafen" hinein paddeln, wo der Seesportclub Schwedt zuhause ist. Hier können wir abseits von Stadtlärm zelten oder in einem der Bungalows übernachten. Es gibt Duschen und sogar eine Küche.

Es gibt mehrere Supermärkte in der Nähe, und auch sonst bietet Schwedt alles, was in einer mittleren Stadt ansteht. Der Bahnhof ist etwa 1800 Meter entfernt, von dort aus ist man in wenigen Bahnminuten in Angermünde, dem kleinen Bahnknoten, von dem aus man in alle Richtungen fahren kann. Auch einige gute Restaurants gibt es in der Nähe.

Verlassen wir Schwedt vom Holzhafen aus, sind wir bald an der Brücke, die über die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße und die Ostoder nach Krajnik Dolny (3 km) führt. Wichtige Verkehrsströme führen von hier nach Polen. Vor den Anlegern der Ausflugsschifffahrt finden wir das Betriebsgelände von Fischer Zahn, einer wahren Institution in Schwedt. Wir können direkt an seinen Bootsstegen anlegen, frischen Fisch gibt es hier jeden Tag, an den meistenTagen auch Räucherfisch. Jeder Fisch stammt aus den Odergewässern.

Die ca. 2,5 km der HoFrieWa an der Innenstadt von Schwedt vorbei sind breit, die Schwedter sind sich daher auch bewusst, dass es sich hier tatsächlich um einen "richtigen" Oderarm handelt, der für den Ausbau der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße genutzt wurde. Daher bezeichnen sie ihn einfach als "die Oder", wenn sie von diesem Gewässer reden. Links etwa 1,5 km hinter der Brücke nach Polen liegt das "Wassersportzentrum". Es gibt hier einen kleinen Hafen, Zeltmöglichkeiten sowie ein Restaurant. 

Von der Schwedter Querfahrt bis Friedrichsthal nach oben

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Bald, nämlich ab km 122, wird die HoFrieWa extrem schmal, und nach weiteren 1,5 km biegt rechts die "Schwedter Querfahrt" zur Ostoder ab, wobei man dafür eine Schleuse nutzen muss. Das Umtragen mit dem Kanu ist aber auch möglich. Die Schwedter Querfahrt ist praktisch ein etwa 3,5 km langer See fast ohne Strömung (je nach Wasseranfall auf der Oder) mit zerklüfteten Ufern, die von vielen außergewöhnlichen Bewohnern wie Bibern und Schwarzstörchen bewohnt werden. Auch Fische gibt es in der Querfahrt sehr viele. Es lohnt sich sehr, diesen ehemaligen Oderarm als Abstecher zu genießen.

Nach weiteren 2 km zweigt links der Schwedter Industriehafen ab, und hier mündet auch die Welse in die Oder. Die Welse ist ein Kleinfluss, der ab Passow durch das eindrucksvolle Urstromtal fließt, das die Oder während der Weichseleiszeit hinterlassen hat und das gegenwärtig von Welse und Randow durchflossen wird. Man könnte sie als Reste der einstigen Oder bezeichnen. Vor allem die nördlichen Hänge dieses Urstromtals lohnen ausgedehnte Wanderungen, z.B. die "Müllerberge". Leider gibt es keine gute Ausstiegsmöglichkeit in Vierraden, ansonsten könnte man glatt das dortige Tabakmuseum besuchen. Tabak wurde durch einwandernde Hugenotten eingeführt und war lange Zeit eine wirtschaftliche Grundlage der Existenz der Bewohner der Westseite des Unteren Odertals. Weit verbreitet sind noch heute die luftigen hohen Tabaksscheunen, in denen die Blätter zum Trocknen aufgehängt wurden.

Die nächsten 3 km sind durch den schmalen, geraden Trassenverlaufs des Kanal bestimmt, und von den in den Poldern liegenden naturkundlichen Kleinoden bekommt man nichts mit: es gibt eine Wiesenfläche, die jetzt permanent nass ist, dort brüten seltene Seeschwalben - und Entenarten. Wenn man dort zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs ist, kann man noch Reste von Auenwald mit alten Weiden, Erlen und Pappeln genießen. Es gibt auch eine Beobachtungshütte bei Gatow, wo man einen weiten Blick auf die Polderlandschaft und speziell auf die vernässte Wiesenfläche hat. Diese sehr feuchte Landschaft setzt sich bis zum Ende der Nationalpark-Polder an der Marienhofer Querfahrt fort. Es gibt sehr viele Altarme und Gräben, auch noch einzelne Oder-Altarme wie z.B. den Welsensee. Wer sich auf diese Natur einlässt und sich still verhält, kann so manches Naturschauspiel erleben. Da diese Polderlandschaft im Nationalpark für den allgemeinen Wassersport gesperrt ist, ist das Fahrrad das geeignete Verkehrsmittel, gefahren oder geschoben. Parkplätze und damit Zugänge gibt es in diesem Teil des Nationalparks außer in Schwedt auch in Gatow und Teerofenbrücke. Es gibt einen kleinen Aussichtsturm an der Ostoder am Ende der Schwedter Querfahrt.

Unterhalb von Teerofenbrücke wird das Gelände links flacher, es gibt aber immer noch Wald und Wiesen. Rechts wird die Natur nun richtig wild. Zugang zu dieser noch zum Nationalpark gehörenden Wildnis haben wir jedoch nicht, es ist uns verboten, die Altarmzufahrten zu benutzen.

Die letzten Kilometer der HoFrieWa heißen hier "Holzgrube" und "Welse". Die Breite lässt darauf schließen, dass es sich dabei um "richtige" Oderarme handelt. Dann erkennen wir die ersten festgemachten Motorboote, die in Friedrichsthal ihren Liegeplatz haben. Bald haben wir die kleine vor dem Deich liegende "Festwiese" des Dorfes erreicht. Hier können wir an seichtem Ufer anlanden. Es gibt eine Pension und den besonders gastfreundlichen "Ferienhof zur Tabakblüte", wo sich ebenfalls Übernachtungsmöglichkeiten in Zimmern befinden. Das Dorf liegt in Hochwasser-sicherer Entfernung zur hier beginnenden Westoder, die Gastgeber sind jedoch gerne bereit, mit einem Anhänger Kanus und Ausrüstung zum Ferienhof zu transportieren. Friedrichsthal und speziell der Ferienhof zur Tabakblüte eignet sich hervorragend für Ausflüge in die umgebende Natur: mit dem Kanu, dem Fahrrad oder auf Schusters Rappen.

Die Westoder von Friedrichsthal bis Mescherin nach oben

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Am Ende der HoFrieWa (km 135) steuern wir unser Kanu an der Marienhofer Querfahrt vorbei, die rechts zur Ostoder auf Höhe Widuchowa führt (ein Ausflug dahin ist sehr zu empfehlen, da die Marienhofer Querfahrt schöne natürliche Ufer aufweist!). Die folgende Westoder ist deutlich breiter, die Ufer liegen jetzt zunächst flacher. Sie sind zwar stark mit Schilf oder Bäumen bewachsen, es sind aber gleichwohl Steinschüttungen vorhanden, so dass wir immer aufpassen sollten, wohin wir unser Kanu lenken, wenn wir ans Ufer möchten.

Das rechte Ufer ist jetzt polnisch, dahinter liegen die polnischen Polder. Sie waren die letzten 70 Jahre vor Eingriffen durch die Menschen geschützt und bilden eine eindrucksvolle Bruch- und Wasserlandschaft. Die "Vernachlässigung" hat zu einer außergewöhnlichen Artenvielfalt im Wasser und der Sumpfwildnis geführt. Wenn man die Durchlässe findet und sich richtig orientiert, bietet dieses Revier enorme Möglichkeiten für Naturerlebnisse. Wir empfehlen, sich dabei von Frau Bennett (Natur - und Landschaftsführerin, tel. 039746 22891 und 0172 1979 316 führen und dadurch mit den örtlichen Gegebenheiten bekannt machen zu lassen (www.flusslandschaft-reisen.de, info@flusslandschaft-reisen.de).

Die folgenden 5 Kilometer bis zum Hafen Gartz paddeln wir auf einer etwa 200 m breiten Westoder, wobei sehr schwache bis schwache Strömung das Wasser in Richtung Stettiner Haff fließen lässt. Die Ufer sind stark bewachsen, die meist dicken Weiden und Erlen von Bibern angenagt. Viele von ihnen wurden dabei auch in Totholz und damit in Öko - Nischen für Spechte und deren Brutfolger verwandelt.

Bald sehen wir die Kirche von Gartz, dann den Stadtturm sowie die sonstigen hohen Bauwerke der Stadtmauer. Es gibt vor Erreichen des Hafens einige Anlandemöglichkeiten an seichtem Ufer. Ein alter Bootshafen wird von der Mündung des Salvey-Baches gebildet, der von Nord-Westen in die Westoder mündet und unterwegs mehrere Mühlenteiche gespeist hat, auch einen in Gartz.

Wir steuern unser Kanu auf die Schwimmstege des Hafens zu. Es lohnt sich, in Gartz zu einer Pause festzumachen oder um einzukaufen. Direkt am Hafen steht ein Imbiss mit Biergarten. 

Der Hafen selbst bietet WC und Duschen, offizielle Zeltmöglichkeiten gibt es nicht. (Rasenflächen sind durchaus in der Nähe).

Alle Informationen zu Sehenswürdigkeiten und touristischen Möglichkeiten lesen Sie bitte im Stadtporträt von Gartz!

Direkt unterhalb von Gartz kann man noch einmal links an der Einsetzstelle für eine Pause anlanden, wir befinden uns am Sportplatz. Gleich dahinter erhebt sich stark bewaldetes Gelände, es beginnt der "Gartzer Schrey", durch den auch meist direkt am Waldufer der Oder-Neiße Fernradweg verläuft. Das Ufer steigt hier an vielen Stellen steil auf, und an manchen Stellen kann man es betreten. Sehr viele Bäume sind hier von Bibern gefällt worden, meist dicke Schwarzpappeln. Die Uferbefestigungen bestehen manchmal noch aus Pfählen, oft fehlen die Uferbefestigungen aber ganz. Es gibt Abbruchstellen, wo einige Löcher zu sehen sind, die Eisvogelniströhren verbergen. Ab und zu sind diese blaugrünen Wunder zu sehen, wenn sie Futter bringen oder mit Kotballen aus dem Nest kommen.

Diese 5 Kilometer von Gartz bis Mescherin sind von ganz besonderem Reiz. Die Umgebung strahlt viel Natürlichkeit und Stille aus. Wenn wir in Mescherin ankommen, steuern wir in den links von uns liegenden Oder-Altarm hinein, der "Mescheriner See" genannt wird. Links ragt bald ein Schiffswrack aus dem Wasser, hier liegen zwei Oder-Schuten, die seit über 70 Jahren ausgedient haben und die Heimat vieler Lebewesen über und unter Wasser geworden sind. Sogar Biber haben dort ganz in der Nähe ihre Burg, und Eisvögel, Bach- und Schafstelzen nutzen das alte Blech als Futterplatz. Daher ist es wichtig, hier gebührenden Abstand einzuhalten. Eisvögel gibt es übrigens viele in Mescherin, ebenso wie Biber (mindestens 3 Burgen).

Wenn wir diesen Oder-Altarm noch ein kurzes Stück hinein paddeln, finden wir den "Campingplatz Mescherin" sowie das dahiner liegende Park-Restaurant. Dort ist direktes Anlegen möglich.

Weiterfahrt auf der Westoder von Mescherin bis Stettin nach oben

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Auch eine Fortsetzung der Oder-Kanutour bis Stettin oder bis ins Stettiner Haff bietet sich an.

Unterhalb der Straßenbrücke nach Gryfino wird die Westoder nochmals breiter. Links liegt noch der letzte Polder des Nationalparks Unteres Odertal mit den seit 2009 wieder vernäßten Randpoldern (Staffelder Polder): ein Stück Deich wurde gekappt, das Oderwasser kann nunmehr ein- und ausfließen, wie es der Wasserstand gebietet. Im Jahr 2014 wurde hier ein Aussichtsturm errichtet, der einen weiten Blick über die polnische Polderlandschaft zulässt. Ab Kilometer 17.3 verläuft die Westoder komplett auf polnischem Gebiet. Die deutsch-polnische Grenze knickt hier ab und verspringt nach Westen. Von hier an verläuft sie nicht mehr auf dem Wasser, sondern in gerader Linie zum Stettiner Haff.

Die Landschaft, die uns umgibt, ist sehr still und weitgehend unbewohnt. Der kleine Ort am linken Ufer "Mozcyly" bietet uns ggf.eine gute Anlandemöglichkeit. Gegenüber kann man wieder sehr gut  durch eine verfallene Schleuse in die Polderkanäle hinein paddeln.

Nach kurzer Zeit paddeln wir unter der Autobahnbrücke der A11 (hier in Polen A6 genannt) hindurch, die bald in Stettin angekommen ist. Wir treffen noch den kleinen Ort "Siadlo Dolne", der auch direkt an der Westoder liegt. Dahinter spaltet sich die Oder auf: links der "Kanal Kurowski", rechts die "Odra Zachodnia", also die Westoder.

Bei Ustowo unter der A31 vereinigen sie sich wieder zur Westoder, die zunächst fast nur an Kleingartenkolonien entlang fließt. Dann ist Szczecin erreicht, rechts zweigt der "Przekop Parnicki" ab, der in die Industriehäfen führt. Geradeaus fließt die Westoder am Bahnhof und den Innenstadtterrassen vorbei, am "Kanal Zielony" können wir gut aussetzen. Einige Kilometer weiter durch die Häfen ist die Westoder wieder mit der Ostoder vereint. Rechts liegt der "Jezioro Dabie", ehemals "Dammscher See", links fließt die Oder/Odra daran vorbei, nur durch einen schmalen Schilfgürtel davon getrennt. Hohes Schilf ist von hier bis zum Haff die vorherrschende Ufervegetation auf der Ostseite.

Sie finden einige weitere Informationen für die Oder ab Stettin auf der Gewässerbeschreibung zur Oder/Odra (Ostoder).

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