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Übersicht - Kurzinfo Untere Havel

Letzte Änderung: 20. August 2023

Die Untere-Havel-Wasserstraße von Spandau bis Havelberg führt uns vom quirligen Berlin über das geschichtsträchtige Potsdam bald hinaus in eine ausgeprägt naturnahe Niederungslandschaft mit weiten Überflutungsauen, in der wir eine artenreiche Flora und Fauna erleben können. Hier leben Schwarzstörche, Kraniche, Seeadler und Biber, und es ist möglich, Zeuge so manch eindrucksvollen Naturschauspiels zu werden.

Geographische Lage

Die Untere Havel fließt aus Berlin durch das mittlere Brandenburg zunächst in Richtung Westen, um dann ab Brandenburg/Havel fast parallel zur Elbe nach Norden durch Sachsen-Anhalt zu fließen.

Befahrungsregelungen

Die Pfaueninsel darf nicht betreten werden.

Auf der Unteren Havel sind wir auf einer Bundeswasserstaße unterwegs, die entsprechenden Vorschriften sind einzuhalten.

Die Gülper Havel darf zw. 1.3. und 15.6. auf dem Abschnitt Molkenberg-Strodehne nicht befahren werden (NSG). Nachtrag Sept. 2011: seit  2012 darf die Gülper Havel auf ihrem nördlichen Abschnitt von Gülpe bis Strodehne schon ab 1.Juni befahren werden.

Der Gülper See als Vogelrast - und Brutgebiet von europäischer Bedeutung ist komplett für den öffentlichen Bootsverkehr gesperrt, es finden sich Beobachtungshütten an den Deichen am Südufer.

Es gibt weitere Naturschutzgebiete, Sie finden sie auf dieser Online-Karte des Bundesamts für Naturschutz. Die folgende Website der Landesregierung Brandenburg enthält dazu passend die aktuellen Verordnungen, bitte einfach den in der Karte gefundenen Namen des NSG in die Suche eintragen. Beispielsweise darf im Verlauf der Naturschutzgebiete (außerhalb der offiziellen Biwakplätze) an den Ufern nicht gezeltet und Feuer gemacht werden, die Ufer dürfen nur ohnehin an den offiziellen Badestellen betreten werden.

Städte & Gemeinden

Ihre Kanureise auf der Unteren Havel führt Sie an folgenden Orten und Städten vorbei:

Berlin-Spandau · Potsdam · Caputh · Geltow · Werder · Phöben · Töplitz · Paretz · Ketzin · Schmergow · Deetz · Götzer Berge · Havelufer · Saaringen · Klein Kreutz · Brandenburg/Havel · Plauerhof · Plaue · Briest · Lutze · Kranepuhl · Tieckow · Kützkow · Pritzerbe · Bahnitz · Döberitz  · Premnitz · Milow · Bützer · Mögelin · Rathenow · Hohennauen · Grütz · Parey · Molkenberg · Warnau · Garz · Gülpe · Strodehne · Wendisch-Kirchhof · Vehlgast · Jederitz ·Havelberg  · Toppel · Nitzow · Quitzöbel

Befahrbare Flusslänge

Die Untere Havel ist von Berlin-Spandau bis zur Wehrgruppe Quitzöbel auf etwa 150 km paddelbar und bietet durch ihre unzähligen Altwässer und Nebenarme eine große Zahl an weiteren Erkundungsmöglichkeiten. 

Schwierigkeitsgrad

Wir Paddler müssen bis Plaue mit lebhaftem Schiffsverkehr rechnen. Ab Plaue gibt es fast nur noch Sportbootverkehr, der aber mit zunehmendem Abstand von Berlin stark abnimmt. Wer sein Kanu schonen will, achte auf die scharfen Böschungssteine, die man teilweise auch im Bereich der Bermen antrifft (Bermen: die sanften Schrägen mit Flachwasser vor den Ufernböschungen). Kurz oberhalb von Havelberg ist auch mit alten Buhnen zu rechnen, deren scharfen Steine je nach Wasserstand nahe unter der Wasseroberfläche Unheil anrichten können.

Wenn jemand mit Erfahrung dabei ist, ist die Untere Havel auch für Familien und Anfänger geeignet.

Uferbeschaffenheit und Umgebung

Die Ufer sind größtenteils mit scharfen Granitpflastersteinen befestigt, aber es gibt auch Strände sowie Pfahlreihen (vor allem am Grunewald). Die Umgebung reicht von typischem Großstadtambiente mit Millionärsvillen einerseits und etwas Industrie an den Ufern andererseits bis hin zu total einsamen Havelluchgebieten, in denen die Dörfer schon mal 5 bis 10 km auseinander liegen können.

Überwiegend stehen Bäume an den Ufern, Wiesenufer oder Schilf ist die absolute Ausnahme. Dadurch macht die Untere Havel einen ziemlich natürlichen Eindruck, selbst in der Großstadt. 

In den Altarmen und Nebenfließen ist es durchweg "wild", die Vegetation als "üppig" zu bezeichnen.

Zwischen Rathenow und Havelberg werden die Ufer teilweise renaturiert.

An vielen Stellen liegen noch alte Buhnen: man hat also in Ufernähe auch auf Buhnen zu achten, die je nach Wasserstand unsichtbar sein können. Das betrifft hauptsächlich die Havel in BB/Hvl. ab der Stadtschleuse und dann die Strecke ab Premnitz. Es gibt auch Hinweisschilder, verlassen sollte man sich aber darauf nicht. Man achte also auf Strudel und Störungen in der ufernahen Strömung.

Verkrautung

Verkrautung gibt es in der Unteren Havel nur auf wenigen Nebenarmabschnitten (Zufahrt zu Biwakplätzen bzw. Einsetzstellen).

Windanfälligkeit

Auf der gesamten Unteren Havel muss mit größerem Windeinfluss gerechnet werden, was sich besonders im Bereich der Seenhavel, also von Spandau bis unterhalb Plaue bemerkbar macht.

Besonders ist bei den Brückendurchfahrten mit größeren Windströmungen zu rechnen. Extremstellen sind die Durchfahrten zwischen Sacrow und der Pfaueninsel sowie in Plaue unter bzw. auch nördlich der Brücken.

Der Breitlingsee/Plauer See ist zudem mit einer Fahrrinne für Frachtschiffe gesegnet, die jeder irgendwann überqueren muss, was bei ungünstigem Wind länger dauern kann als die Distanz zum nächsten Schiff hergibt. In solchen Situationen ist also höchste Vorsicht geboten. Wenn es irgendwie möglich ist, suche man sich Windschatten.  

Wenn viel Wind herrscht, sind wir auch auf den letzten Kilometern direkt vor Havelberg recht ungeschützt. Das gleiche gilt für die Strecke kurz vor der Wehrgruppe Quitzöbel.

Umgebungslärm

Die ersten 19 km, etwa bis hin zum Anfang des Templiner Sees in Potsdam, ist mit typischem Großstadtlärm (auch Fluglärm) zu rechnen. Danach finden wir nur noch einzelne Lärmbeeinträchtigungen in Stadtnähe von Brandenburg und (weniger) Rathenow und Havelberg. Der gesamte Rest ist wirklich ziemlich ruhig bis sehr still. Es gibt keine Straße, die längere Zeit parallel und nahe der Havel verläuft.

Strömung / Gefälle

Es gibt insgesamt nur wenig Strömung während der normalen Paddelsaison, etwa ab Schleuse Bahnitz (nahe Pritzerbe) kann es je nach Wind und Wasseranfall auch im Sommer etwas Strömung geben, selten mehr als 1 km/h, meist weniger. Nur bei erhöhtem Wasseranfall nach anhaltenden Starkregen kann mit deutlicher Strömung (bis etwa 3,5 km/h) gerechnet werden.

Das Gefälle auf der gesamten ca. 340 km langen Havel  von der Quelle bis zur Elbe beträgt etwa 41 m und ist dabei komplett durch Schleusen reguliert. Dabei liegt der Templiner See bei Potsdam etwa auf 29 m über NN und die Elbe bei Quitzöbel etwa bei 24 m.

Der Gnevsdorfer Vorfluter als einer der künstlich angelegten Mündungsarme der Unteren Havel hat noch einmal 1,65 m Gefälle auf ca.11  km, die Elbe aber etwa 2,0 Meter Gefälle zwischen Quitzöbel und Gnevsdorf. Dadurch erreicht man, dass noch Havelwasser abfließt,  wenn die Elbe Hochwasser führt. Bis zur Fertigstellung des Gnevsdorfer Vorfluters 1954 reichte der Einfluss der Hochwässer in der Elbe bis hinein nach Rathenow.

Motorboote

Von Spandau bis Plaue ist mit teils starkem Motorbootsverkehr zu rechnen, besonders an Wochenenden (besonders bis Potsdam). Die meisten Motorbootfahrer halten sich nicht an irgend welche Regeln. Auf diesem Abschnitt gibt es auch Frachtverkehr, der nicht immer sehr ruhig abläuft. Von Plaue abwärts haben wir immer noch viel Motorbootsverkehr, der aber zum Glück ab Rathenow bis Havelberg immer weiter abnimmt. Auch das Verhalten der Motorisierten wird normaler, man hält sich hier eher an die gesetzlichen Bedingungen, nach denen der Motorbootsverkehr erlaubt ist (Höchstgeschwindigkeit 12 km/h, kein Wellenschlag in und bei Häfen etc, Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer, nun um die wichtigsten zu nennen).

Update 2022/23: auch unterhalb Rathenows hat der Motorbootsverkehr inzwischen erheblich zugenommen und es sind leider nun auch dort viele Regelverstöße zu beobachten (vor allem zu schnelle Zeitgenossen). 

Wehre / Schleusen / Wasserhaltung

Die gesamte Untere Havel ist durch die Schleusen Spandau, Brandenburg, (Stadtschleuse sowie alternativ Vorstadtschleuse außer im Sommer), Bahnitz, Rathenow (alternativ Hauptschleuse bzw. im Sommer nur Stadtschleuse), Grütz, Garz und Havelberg ( Schleusenkanal) sowie der Wehrgruppen Quitzöbel sowie Gnevsdorf reguliert. Die großen Schleusen werden fernbedient (nach Anforderung durch Sprechanlage, UKW oder Tel.), die Stadtschleusen haben Personal. An der Wehrgruppe Quitzöbel kann man zur Elbe ( "geht so" mit dem Kanu, Ruderer werden die hohe Böschung nicht lieben) umtragen, zum Gnevsdorfer Vorfluter. Es kann in den Gnevsdorfer Vorfluter umgetragen werden, der Weg beträgt etwa 150 bis 250 Meter, je nach Ansprüchen.

Hier finden Sie die Schleusenzeiten sowie die Kontaktdaten

Bootswagen

"Eigentlich" benötigt man keinen Bootswagen, zur Erreichung etwas entfernterer Übernachtungsmöglichkeiten sei es jedoch empfohlen, einen mitzunehmen.

Einkaufsmöglichkeiten

Einkaufmöglichkeiten gibt es an folgenden Orten:

  • Spandau
  • Staaken
  • Wannsee/Nikolassee
  • Kladow
  • Potsdam
  • Werder
  • Ketzin
  • Klein Kreutz Ortsgrenze zu Brandenburg
  • Brandenburg/Havel
  • Plaue
  • Pritzerbe / Kützkow
  • Premnitz
  • Rathenow
  • Havelberg

WWR

Wasserwanderrastplätze mit Komfort gibt es hier:

  • -Gatow Campingclub Breitehorn
  • -Potsdam Camping Sanssouci
  • -Caputh Camping Himmelreich
  • -Werder Riegelspitze am Glindowsee
  • -Ketzin Campingplatz neben/hinter dem Strandbad
  • Ketzin am Strandbad
  • -Klein Kreutz Camping Yachthafen Eden
  • beim Buhnenhaus direkt neben der Fähre bevor die Havel in den See fließt
  • -Campingplatz Plauer See bei Plaue (Stadtteil Plauerhof, nördliches Seeufer)
  • -Lutze, ein Camping- und Motorbootsportclub
  • -am Pritzerber See, Camping Am Pritzerber See
  • -Rathenow beim WSV Kanu
  • in Molkenberg eine kleine Marina 
  • -im Hafen Garz
  • -Strodehne
  • -Havelberg auf der Spülinsel beim Havelberger WSV
  • in Havelberg bei der Ruderriege (auch Spülinsel) 
  • -Campingplatz Havelberg auf der Spülinsel

Daneben gibt es einige schöne Biwakplätze ohne Komfort und ohne / fast ohne Kosten: in Bahnitz, in Milow, in Göttlin, in Mögelin, in Grütz und in Gülpe. Hier darf mit max. 4 Zelten eine Nacht verbracht werden.

Befahrungshäufigkeit

Die Untere Havel ist mit Kanus sehr wenig befahren, mit Motorbooten siehe unter entsprechendem Menüpunkt.

Nebenflüsse / Anschlußgewässer

Die Untere Havel kommt von der Mittleren Havel (diese von der Oberen Havel und damit von der Mecklenburgischen Seenplatte), nimmt in Spandau die Spree und den Teltowkanal auf und in Potsdam die Nuthe.

Weitere Nebengewässer sind der Beetzsee, die Buckau, Plane und Temnitz, der Elbe-Havel-Kanal, der Emster Kanal, der Havelkanal bei Paretz, der Havelländische Großer Hauptkanal über den Hohennauener See, der Rhinkanal (Verbindung zu den Ruppiner Gewässern) über die Dosse, die Jäglitz. Die Stremme sowie der Königsgraben sind "frühe" Verbindungen zur Elbe (je nach Wasserstand der Elbe Ab- oder Zuflüsse).

Daneben gibt es zahlreiche Seen wie Jungfernsee, Krampnitzsee, Lehnitzsee, Wublitz, Schlänitzsee oder Glindowsee, die direkt mit der Unteren Havel verbunden sind. Der Gülper See ist ebenfalls verbunden, darf aber aus Gründen des Naturschutzes nicht gepaddelt werden. 

Man kann die Untere Havel also gut von der Mecklenburgischen Seenplatte aus erreichen: entweder über die Obere Havel oder (nur bedingt) über den Rhin. Von der Oder oder dem Oderbruch aus erreicht man sie über den Finowkanal oder schon früher über den Oder-Spree-Kanal, sie ist auch mit den Dahmeseen und dem Spreewald verbunden.

Über die Elbe erreicht man bei Dömitz die Müritz-Elde-Wasserstraße und damit die Mecklenburgische Seenplatte, über die weitere Elbe (nur abwärts)  Hamburg und Lübeck (Elbe-Lübeck-Kanal) und über den Nord-Ostseekanal die Eider, die Treene, die Sorge, die Städte Friedrichsstadt, Rendsburg und Kiel. Über den Elbe-Seitenkanal kommt man zur Lünebürger Heide (Ilmenau), über den Mittellandkanal zum Münsterland und Ruhrgebiet sowie zum Rhein (Dortmund-Ems-Kanal) (Rhein nur abwärts).

Von der Donau (unterhalb Schwarzwald)  kann man den Main-Donau-Kanal ( bei Kehlheim) und Main bis Mainz paddeln, dann den Rhein hinunter bis  Duisburg und von dort aus westlich über die erwähnten Kanäle bis Plaue. Wer will mehr? Bis Holland? Kein Problem. Langstreckenpaddler können also gut auf ihre Kosten kommen. (Solche Leute gibt es wirklich).

Bahn & Bus

  • Havelberg, Bahnhof nur in Glöwen (in 9 km mit dem Bus erreichbar, hier auch schnelle Bahn-Verbindung mit Berlin über Neustadt und Nauen)
  • Rathenow
  • Premnitz
  • Pritzerbe
  • Fohrde (bei Tieckow)
  • Brandenburg/Havel
  • Werder
  • Caputh
  • Potsdam (Bahn und S-Bahn)
  • Spandau (Bahn und S-Bahn)

Gewässerkarten zur unterstützung Ihrer Planung und für unterwegs